Full text: Hug, Gallus J.: ¬Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte

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einander vielleicht oft überdrüssig werdet, nicht wahr, ihr 
Alle wisset aus eigener Erfahrung, wie nothwendig ihr die 
Gnade habet, um in der vertragsgemäßen Liebe auszu 
harren. Und diese Gnade wirkt heute noch ihre Wunder. 
Alban Stolz (Wand und Sand S. 244) erzählt aus 
der Neuzeit ein rührendes Beispiel. In einem Städtchen 
Bayerus lebte ein kinderloses Ehebar. Beide konnten bei 
schönem Vermögen glücklich sein; allein der Mann, ein 
Trunkenbold, beschimpfte und mißhandelte im Rausche sein 
braves Weib. Anfänglich machte die Frau bescheidene 
Vorstellungen. Alles umsonst. Nachher schwieg sie als 
fromme Dulderin. Eines Sonntags kam der Mann voll¬ 
getrunken heim, fing an sein Weib zu schlagen, an den 
Haaren zu zerren, auf sie einzuschlagen, bis das Blut in 
Strömen floß. Das Opfer schwieg; aber desto lauter 
schrie die Blutlache. Erschüttert fällt der Mann vor der 
totschwachen Frau in die Knie mit den Worten: „Verzeihe 
mir, ich will alles thun, was du nur verlangst." Die 
Frau, sobald sie wieder reden konnte, antwortete: „Lieber 
Mann, Alles sei dir verziehen; nur um das eine bitt' ich 
dich; gehe mir nicht mehr in das Wirthshaus; ich will dir, 
soviel dir beliebt Getränke bringen; wir wollen uns gewiß 
gut miteinander unterhalten." Von jenem Augenblicke an 
lebte der Mann, wie er vor dem allmächtigen Gott am 
Altare versprochen hatte. 
Wer nun konnte dieses Weib in jener Liebe erhalten, 
welche nicht bloß keine Gegenliebe empfängt, sondern nur 
Schmähung und Schläge, und welche dabei nicht klagt, 
und murrt, sondern betet, leidet, schweigt? Die Gnade 
des hl. Sakramentes hielt diese Liebesflamme hoch über 
vielen Wassern. Wenn auch solche Wunderbeispiele viel¬ 
leicht etwas selten, wie viel tausend und abertausend 
gewöhnliche! 
Sehet nur! Die Schönheit verbleicht, das Alter 
Digtalisierungsvorlage. 
L 
Erzbischöfliche Diözesan 
x-Planck-Institut für Bildungsforschung 
D 
nd Dombibliothe
	        
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