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„Wie wär's, Herr General, wenn wir das Geld für
die Theaterbillette hier ließen?" — „Muß wohl, muß
wohl", brummte dieser freundlich, „das war wieder
einmal einer Ihrer Streiche." Dann gab er ihm drei
Goldstücke für die arme Familie und fragte etwas
spottend: „Nicht wahr, das wird wohl noch heute abend
Aber
bei Unserer Lieben Frau vom Siege erzählt?"
gerade das gefiel dem Oberst Pakeron, daß er einen
so herrlichen Sieg über den General gewonnen hatte.
Darum erwiderte er ihm: „Warum denn nicht? und
Sie könnten wohl selbst es thun" Wirklich knieeten
die beiden hochgestellten Offiziere noch am selben Abend
vor dem Altare des wunderthätigen Bildes, und die
Genüsse aller Theaterstücke der Welt wären nicht im¬
stande gewesen, diese eine Freude aufzuwiegen, welche
der Oberst über die veranlaßte „Niederlage" des Ge¬
neral Nègre und die Unterstützung der armen Familie
empfunden. Gewiß also hat er in der Freude seines
Herzens diesen Sieg der Gottesmutter im Dankgebete
erzählt, — und ehe eine Woche verging, war General
Nègre gestorben. Die schöne That am Krankenbett des
armen Familienvaters mag ihm beim Gerichte besser
bekommen sein, als ein Theaterbesuch ihm bekommen
wäre. Das dürfte doch aber die schönste Aufgabe der
Erziehung sein, ein Kind, das noch die Taufgnade be¬
sitzt, das noch rein, noch unverdorben ist, für solch
höhere Freuden, die aus der Religion und Tugend
entspringen, zu gewinnen und zu begeistern und ihm
die niedrigen und sinnlichen, wie sie heutzutage leider
Gottes schon den Kindern gestattet werden, so zu ver¬
leiden, daß es einen tiefen Ekel daran empfindet. Man
kann ihm ja an tausend Beispielen zeigen, wie irdische,
sinnliche Genüsse das Menschenherz nicht nur nicht
glücklich, sondern erst recht unglücklich machen. Der
englische Dichter Lord Byron hat all das genossen,
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