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in den Händen und dem Teufel im Busen" in solchen
Massen auf Gottes Erdboden herumtreten, daß der
geistvolle Erzieher des Kaisers von Oesterreich, Dr. Fick,
sagt: „Es muß anerkannt und als Thatsache hinge-
nommen werden, daß die eigennützigen Klassen
der Gesellschaft heutzutage die herrschenden ge¬
worden sind. Diese Klassen aber vermögen nichts
anderes zu wollen und vermögen nichts anderes zu
verstehen, als die höchstmögliche Steigerung ihres Ge¬
winnes, ganz unbekümmert, wie die Gesellschaft dabei
fährt." Es braucht also jetzt nicht erst gesagt zu
werden, daß diese Christen, auch wenn sie den
Namen Christi noch so oft im Munde führen, nicht
zu jenem Christus stehen, der da gesagt: „Suchet
zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; das
übrige wird euch dreingegeben werden". Nun mögen
wohl, um ein geflügeltes Wort von Brentano zu
citieren, schlechte Musikanten gute Leute sein, aber
schlechte Christen sind keine guten Bürger. Darum
dürfte es jetzt manchem klar sein, woher es kommt,
daß wir so wenig gute Bürger haben.
Was nun aber die in dem modernen Bürgerstande
ausgebrochene „eigentümliche Krankheit" ganz besonders
kennzeichnet, ist das schreckliche Defizit an Sinn für
Rechtschaffenheit, dagegen der große Ueberschuß an
Charakterschwäche und Niederträchtigkeit. Die materielle
Richtung unserer Zeit, die sich bloß aufs Zählen und
Rechnen versteht, hat uns in Städten und Dörfern
eine Menge Leute großgezogen, die sich, um mit dem
derben Schweizer*) zu reden, „um drei Batzen des
Teufels Schwanz durchs Maul ziehen lassen". Solchen
Leuten ist aber von jeher eigen, daß sie den Begriff
von Ehre und Ehrgefühl geradezu auf den Kopf stellen.
*) Geschichtschreiber Schmidt.
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