Full text: Hammer, Philipp: ¬Der christliche Vater in seinem Berufe

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sondern um der Bosheit derer zu willfahren, die sie 
fürchteten. Daraus soviel Aergernis, soviel Schwäche, 
soviel Verrat der Unsrigen in den Stunden der Prü- 
fung!" 
Männer, die für Säulen kirchlicher Ueberzeugung, 
des Rechts und der Gerechtigkeit gegolten, haben im 
Augenblick der Versuchung nicht nur die bekannte „Dreh¬ 
krankheit" bekommen und sind „umgefallen" sondern 
sie haben sich in der Rolle des dreimal verleugnenden 
Petrus und, was noch schlimmer ist, in der des Ver¬ 
räters Judas mit einer Gewandtheit und Ungeniert¬ 
heit zurechtgefunden, die Staunen erregte und nur zu 
klar bewies, daß das Sakrament der Firmung an ihnen 
gar nicht angeschlagen oder doch jedenfalls seinen Zweck 
verfehlt hat. Das hat aber überaus schlimme Folgen. 
Während die Mannesehre im Werte immer mehr ge¬ 
sunken, ist die Niederträchtigkeit, um die Sache beim 
rechten Namen zu nennen, jetzt im Kurse der Tages¬ 
meinung gar sehr im Preise gestiegen und wird mit 
Amt und Würde und Orden belohnt und ausgezeichnet. 
Es mag sein, daß es unter den Honorierten auch noch 
solche giebt, die nicht wissen, was sie thun, aber auf 
die Charakterlosigkeit sich auch noch etwas einbilden 
und zu gute halten, wie das heutzutage vorkommt, heißt 
doch geradezu die Verachtung herausfordern. Daher 
sah sich ein berühmter Publizist zu dem Ausspruch ver¬ 
anlaßt: „Die Charakterlosigkeit ist die Signatur unserer 
Zeit". Das ist nun freilich nicht die erwünschte Tem¬ 
peratur, nicht das richtige Wetter, das notwendig ist, 
um in dem Jüngling den Willen bis zur vollen, un¬ 
bestechlichen Charakterstärke, die in der Prüfung Probe 
hält, zu zeitigen und auszureifen. Soll also nicht schon 
im Jüngling der Mann verkrüppelt und der Charakter 
geknickt werden, so bleibt wieder nichts anderes übrig, 
als jene Macht bei der Erziehung zu Hilfe zu rufen, 
Der christliche Vater. 
Digitalisierungsvorlage: 
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Max Planck institute for Human Developme
	        
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