109
als Präsident der Akademie der Wissenschaften in seiner
Festrede zur Feier des Geburtstages „Friedrich des
Großen“ die Bruderschaft des Menschen
mit den Tieren proklamiert habe, indem er die
Behauptung aufstellte, der Mensch sei nichts anderes
als eine Tiergattung und „nehme als einheitliches
Wesen seinen Platz an der Spitze seiner Brüder ein"
Dabei habe er ausdrücklich Protest erhoben gegen die
christliche Weltanschauung von der Gottebenbildlichkeit
und unsterblich-geistigen Persönlichkeit des Menschen,
diese sei abgethan; dadurch, daß der Mensch als Tier¬
gattung in die Reihe der andern eingereiht sei, ent¬
wickele sich alles glatt!
Das ist doch aber eine merkwürdige Sache um die
modernen Professoren und ihre „Wissenschaft"! Bei
all ihrem Suchen und Forschen sind sie nur darauf
aus, das Christentum mit seinen erhabenen, beglückenden
und trostreichen Lehren „abzuthun" und hat einer
einen recht garstigen Unsinn auf die Beine gebracht, so
schreit er von Pläsier wie besessen: „das Christentum
ist abgethan!" Eine solche Kinderei aber, wie sie diese
Herren heutzutage ihrer „Wissenschaft" als obligate
Zugabe regelmäßig beizugeben sich erlauben, hat nun
allerdings das für sich, daß sie die Entrüstung, die
man über solches frivole Gebahren empfindet, in etwas
herabmindert und an das Wort desjenigen erinnert,
der für alle, die ihm ins Gesicht gespieen, ihn gegeißelt
und gekreuzigt haben, gebetet: „Vater, verzeihe ihnen,
denn sie wissen nicht, was sie thun". Der protestan-
tische „Reichsbote", der die Sache zuerst brachte, hat
darum gewiß recht, wenn er sagt: „Es ist doch eine
dreiste Anmaßung, die Vertierung des Menschen schlank¬
weg als das feststehende Resultat der Naturwissenschaft
auszugeben, und die Geschichte wird wohl auch über
diesen Wahn hinweggehen, wie schon über so viele,
Digitalisierungsvorlage:
10
Max Planck institute for Hluman Developme