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Die Gerechtigkeit.
darin, daß er als Biedermann dasteht und
geachtet wird, den weder das eigene In¬
teresse, noch Zu- oder Abneigung, noch Furcht
oder Schaden von dem Wege der Gerechtig¬
keit abzubringen vermögen. Von zwei Eid¬
genossen der alten Zeit wird erzählt, sie
hätten einen Markenstreit gehabt. Als der
Gerichtstag kam, hatte der eine fast seine
ganze Heuernte liegen. Er ging zu seinem
Widerpart und ersuchte ihn, auch seine Rechts¬
gründe den Richtern vorzulegen. Dieser ent¬
ledigte sich des Auftrages so gut, daß er
am Abend seinem Nachbar anzeigen konnte,
er habe abwesend den Prozeß gewonnen.
Dagegen hatte der selige Bruder Klaus be¬
obachtet, daß den ungerechten Richtern ihre
Sprüche wie Schwefelflammen aus dem Munde
kamen, und er wollte sich darum nie zum Rich¬
ter wählen lassen. Die ersten Christen haben
sich durch die grausamsten Verfolgungen nicht
abhalten lassen, mit Steuern und Abgaben,
im Kriegsdienste und als Beamte ihre Pflich¬
ten gegen die Staatsgewalt auf das treueste
zu erfüllen. Nur gehorchten sie Gott mehr
als den Menschen. Aber das war gerade
das Fundament ihrer Treue. Das erkannte
auch Kaiser Constantius Chlorus, der Vater
Digtalsierungsvorage
1
von
Max Planck institute for Human Developme