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Das fromme Geschlecht.
Das ist nicht das Gewand einer Bit¬
tenden. Du bist gekommen, Gott um
Verzeihung für derne Sünden anzu¬
flehen, wie kannst du dich auf so über¬
triebene Weise schmücken?
Dieser Punkt ist viel wichtiger, als
manche glauben mögen. Abgesehen von
dem Aergernis, das auf diese Weise
leicht an heiliger Stätte andern gege¬
ben wird, hat die Eitelkeit im Gottes¬
hause eine ganze Verkehrung des innern
Menschen zur Fölge. Statt vor Gottes
Angesicht zu beten, sucht die eitle Seele
die Augen der Menschen auf sich zu
ziehen. Nach außen verloren, bringt sie
es nicht zur innern Sammlung und
Andacht. Vor Gott ist sie mit ihrem
eitlen Sinn ein Gegenstand des Ab¬
scheus, ähnlich jenem Pharisäer im Tem-
pel. Wo andere Gnade und Erbauung
und Trost schöpfen, wird sie leer ent¬
lassen, und wer an heiliger Stötte nicht
kann, wird auch anderwärts
recht beten
dazu nicht fähig sein. Die Gnaden¬
E
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