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sie eben geht? Das sei fern! Was thut nicht
eine Mutter, wenn ihr Kind an einem körperlichen
versucht finden zu glauben, es seien Commödianten¬
kinder. Was für ein Geist wird durch solche Schau¬
spieleranzüge in den Kindern genährt? Der christ¬
— Und wie wenig ist dabei oft
liche gewiß nicht.
der zarten und christlichen Züchtigkeit und Scham¬
haftigkeit Rechnung getragen! — O christliche Mütter,
seid doch nicht so grausam gegen eure Kinder! Nähret
doch nicht so geflissentlich das Unwesen der Eitelkeit
in ihnen — zu ihrem Verderben! Behauptet in der
Art, euere Kinder zu kleiden, bei aller Rücksicht auf
die Anforderungen des Standes doch eine gewisse Be¬
scheidenheit und Mäßigung. Weiset euere Kinder
früh darauf hin, daß der wahre und schönste
Schmuck des Menschen darin bestehe, daß er ein sün¬
denreines, mit christlichen Tugenden ausgestattetes
Herz habe.
Wehe, wenn ihr selbst mit eueren Kindern Eitel¬
keit treibet, indem ihr sie so unmäßig zieret, um vor
Andern mit ihnen zu glänzen! Heißt das nicht, das
wahre Wohl euerer Kinder, indem ihr das Uebel der
Eitelkeit in ihnen nähret, auf's Spiel setzen, um euere
Eitelkeit zu befriedrigen? Heißt das nicht, der Seele
eurer Kinder schaden, um eurer Eitelkeit zu schmei¬
cheln? In der That, das ist so ewas von der Art
jener Mütter, welche ihre Kinder — opfernd — in
die glühenden Arme des Moloch werfen!
Kommen wir zu einem andern Fehler, der gleich¬
falls in der Kinderwelt nur zu sehr vertreten ist; es
ist die Lügenhaftigkeit. Brauchen wir die Hä߬
lichkeit und Verderblichkeit dieses Fehlers erst aus¬
einanderzusetzen? Wahrheitsliebe und Abscheu vor
Lügen gehört wesentlich zu dem echt christlichen Geiste;
nie wird Jemand, dem es mit seinem Christenthum
aufrichtig ernst ist, sich dazu verstehen, zu lügen. So
viel Jemand sich wenig oder nichts daraus macht,
so viel zeigt er dadurch, daß es noch sehr bei ihm
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