Full text: Cramer, Wilhelm: ¬Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll

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es sich in solchem Grade um das Wohl des Kindes 
handelt, doppelt heilige Pflicht ist, sie zu über¬ 
nehmen und unter ihnen zu beharren. 
Manche Mütter sind nun zwar gegen die Fehler 
ihrer Kinder nicht gleichgültig, sie gehen gegen die¬ 
selben vor; aber in welcher Art? Fast immer 
lassen sie — besonders bei größern Unarten und 
Fehlern der Kinder zu Verdruß, zu Zorn und auf¬ 
gebrachtem Wesen sich hinreißen. Und nun ist es 
ein Strøm zornmüthiger Worte und Ausdrücke, 
den sie über die Kinder ergießen, ohne daß eine 
angemessene Strafe erfolgte; oder es erfolgt freilich 
eine Strafe, aber wie aus Zorn, so auch voll von 
Zorn, und daher nur zu leicht im Uebermaße, selbst 
bis zur Grausamkeit. 
Wie traurig! Nützen kann solches Vorgehen 
selbstredend dem Kinde nicht im Mindesten, nimmer¬ 
mehr es zu gründlicher Ablegung seiner Fehler 
vermögen. Aber wie sehr schadet es ihm! Denn 
wo bleibt die Achtung vor der Mutter, wenn das 
Kind sie also in Zorn und Wuthausbrüchen sehen 
muß? Wo die zarte Liebe des Kindes, wenn die 
Mutter so grausam über dasselbe losfährt? Und 
doch sind Achtung und Liebe so nothwendige Be¬ 
dingungen einer gedeihlichen Erziehung! Dazu 
kommt noch das böse Beispiel — von einer Seite, 
wo ein durchaus gutes Beispiel heilige Pflicht ist! 
O möchten doch alle Mütter bedenken, wie streng 
gerade sie verpflichtet sind, ihren Kindern gegen¬ 
über den Zorn beherrschen zu lernen! Mag das 
nach Umständen recht schwer sein, besonders, wenn 
die Mutter von Natur zum Zorn geneigt ist, so 
Digitalisierungsvorlage: 
Erzbischöfliche Diö 
Max Planck Institute for Hluman Developme 
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