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höre gnädig mein Flehen für meinen Sohn (meine
Tochter). Du weißt es, wie sehr der Zustand seiner
(ihrer) Seele mein Herz mit Kummer und Sorge
erfüllt. Ach, meine Bestrebungen bleiben an ihm
(ihr) ohne Erfolg. Was bleibt mir also, als zu
Dir meine Zuflucht zu nehmen? Du bist ein starker
Gott, „mächtig, jegliche Gnade in überfließendem
Maße zu geben," und durch Deine Gnade auch die
härtesten Herzen zu rühren. Wie oft hast Du durch
die Wirkungen Deiner Gnade auch die verkommensten
Sünder zur Umkehr vermocht; wie oft hast Du ins¬
besondere die Bitten frommer Eltern erhört und um
ihretwillen den Kindern die Gnade wahrer Besserung
verliehen. So verschmähe denn auch mein Flehen
nicht. Es ist unwürdig, ich bekenne es, ich habe vor
Dir gesündigt und trage vielleicht selbst einen Theil
Fehler herausstellen, welche zu beseitigen den Eltern bei
aller Sorgfalt und Mühe nicht gelingt. Vielleicht ist,
wenn es sich um erwachsene Söhne oder Töchter handelt,
der Vater, die Mutter selbst nicht ohne Schuld; weil sie
früh, wo es Zeit war, gegen die Fehler ihrer Kinder nicht
eingetreten sind, so sind dieselben größer und hartnäckiger
geworden. Was denn nun? Sollen sie die Waffen strecken?
Die Sache aufgeben? Das sei fern! Muß ihnen denn
nicht Alles daran liegen, daß ihre Kinder von ihren Feh¬
lern, worin die Gefahr ihres Verderbens liegt, loskom¬
men? Und dazu bleibt, wenn auch Alles fehlschlägt,
dennoch ein Mittel, das inständige, beharrliche flehentliche
Gebet für solche Kinder. O, wenn alle Väter und Müt¬
ter, der h. Monika ähnlich, das Mittel gebührend verwen¬
deten! Wie manches Kind, das nun in seinen Fehlern
heranwächst, wie manche Söhne und Töchter, die nun
dem Verderben entgegeneilen, würden durch das Gebet
der Eltern die Gnade erhalten, von ihren Fehlern und
Verirrungen loszukommen zu ihrem Heile, zur unaus¬
sprechlichen Freude des Vaters, der Mutter!
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Dgtalsierungsvortage.
Max planck institute for human Developmer