Full text: Cramer, Wilhelm: ¬Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll

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Wir sagten: „So viel es Noth thut und 
heilsamist." Es ist die Rücksicht auf das Kind, 
welche die Hand des Vaters zur Züchtigung in 
Bewegung setzt, das Verlangen, das Kind durch die 
Züchtigung und Strafe von seinen Fehlern los und 
zu einem guten Sinn und Wandel hinzuführen; das 
allein hatte auch der große Vater und Herr im Auge, 
als Er den menschlichen Vätern das Strafrecht ein¬ 
räumte. Sich also zum Strafen verleiten oder viel¬ 
mehr hinreißen lassen von der durch die Unarten 
und Fehler der Kinder hervorgerufenen Ungeduld 
und zornmüthige Aufregung, durch eine augenblick¬ 
liche oder überhaupt genährte Widerwilligkeit und 
Abgeneigtheit gegen dieselben, also im Grunde durch 
die Rücksicht auf sich selbst, das heißt gleichfalls und 
in recht schlimmer Weise und zum großen Schaden 
der Kinder das Strafrecht mißbrauchen, das heißt, 
im Zuge und Dienste seiner eigenen verkehrten Natur 
gegen die verkehrte Natur des Kindes auftreten, das 
heißt, während man gegen einen Fehler des Kindes 
auftritt, selbst einen leicht viel größern begehen. Daß 
das nicht Segen schaffen kann, sieht Jeder leicht ein. 
Wie könnte das Segen schaffen, was aus so bösem 
Grunde stammt und in so übler Weise voll¬ 
führt wird. 
Das pflegt nämlich der Fluch aller jener Züch¬ 
tigungen und Strafen zu sein, welche Väter solcher 
Art aus dem Zuge ihrer eigenen verkehrten Natur 
vollführen; sie werden nicht in der rechten, nicht in 
heilsamer Weise vollführt. 
Gesetzt auch, die Art der Strafe wäre an sich 
nicht ungeeignet, entspräche vielmehr der Beschaffen¬ 
heit des Kindes und seines Fehlers, so wird der Va¬ 
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