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Einer trägt des Andern Last und man sucht sich
gegenseitig Freude und Glück zu bereiten. Man
vergißt dort wieder alle Unannehmlichkeiten, die man
draußen in der Welt erfahren, und entfernt alle
Bitterkeit wieder aus dem Herzen, die so oft im
Verkehr mit selbstsüchtigen Menschen in dasselbe
einkehren will. Der Mann athmet wieder auf von
der Last des Berufes die mit schwerem Gewichte
auf seine Schultern drückt. Sein Herz schlägt
höher und freudiger und ein Lächeln der Zufrieden¬
heit verklärt sein ernstes Angesicht, wenn er nach
der harten Arbeit des Tages am Abende einige
Stunden in der häuslichen Stille einer braven Fa¬
milie sich ausruhen kann. Dort winkt ihm eine
reinere und beglückendere Freude als draußen bei Spiel
und Trank in Gesellschaft leichtsinniger Kameraden.
In der stillen Häuslichkeit gedeiht weiter am besten
das christliche Tugendleben der Familie.
Warum wohl pflanzt man schöne Blumen nicht an
die Landstraßen, wo sie doch mehr bewundert werden
könnten? Dort würde der Staub ihre Farbenpracht
verdunkeln oder der Fuß des Wanderers sie zer¬
treten; oder ein unvernünftiges Thier oder die muth¬
willige Jugend könnte sie zu Grunde richten. Im
geschlossenen Garten ist die Blume mehr gesichert;
dort kann sie ungefährdet ihre Pracht entfalten. So
ist es ähnlich auch mit der Tugend. Wo die
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Erzbischöfliche Die
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