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ten haben, müßt ihr, Väter, vor Allem darauf bedacht
sein, daß ihr eueren Kindern eine gute christliche Er¬
ziehung angedeihen lasset. Ist es aber wirklich für
euch eine ernste Herzensangelegenheit, daß euere Kinder
gut und tugendhaft werden, so müßt ihr ihnen zunächst
selbst ein gutes Beispiel geben. Ich stelle das an die
Spitze, weil es das Wichtigste ist bei der Erziehung.
Ein Sprichwort sagt: „Worte bewegen, Beispiele reißen
hin." Der heil. Cyprian macht die schöne Bemerkung:
„Die Werke haben auch ihre Zunge, und sie sind noch
weit beredter als der Mund." Dann wendet er sich
an die Eltern und spricht: „Euere Kinder werden mehr
auf das Acht haben, was ihr thut, als auf das, was
ihr redet." Und ein anderer Kirchenvater sagt: „Die
Kinder lernen mehr durch das gute Beispiel, als durch
viele Worte.
Besonders wichtig ist aber für die Kinder das Bei¬
spiel des Vaters, weil derselbe vor ihnen dasteht als
der Träger einer höheren, von Gott ihm geschenkten
Auctorität, zu dem sie mit großer Ehrfurcht aufschauen.
An dem herrlichen Beispiele eines vorzüglichen Vaters
wachsen darum die Kinder empor und gedeihen gut,
wie der Epheu sich an der festen Mauer emporrankt
und in die Höhe strebt. Ist dagegen das Beispiel des
Vaters ein schlechtes und unchristliches, so sind nur zu
oft alle Bestrebungen einer guten Mutter fast nutzlos,
besonders aber bei den Söhnen, die gar zu leicht in
die Fußstapfen des Vaters eintreten. Man kann sich
darüber auch nicht wundern. Wie sollen die Kinder
Nigitalisierungsvorlage
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung