Full text: Matthias <von Bremscheid>: ¬Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben

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darauf antworten. Es ist wahr, man kann, ja man 
soll auch an den Wochentagen Gott Verehrung und Liebe 
darbringen; doch wer dies am Sonntage, am Tage des 
Herrn nicht thut, wird es an anderen Tagen um so 
weniger thun. Da feiert in einer Familie ein alter 
ehrwürdiger Vater ein schönes Fest. Dieser Tag ist 
seinem Herzen sehr theuer, weil er ihn erinnert an so 
viele Wohlthaten, die Gott ihm gespendet. Das wissen 
seine Kinder und Angehörigen; daher haben sie schon 
Wochen lang Vorbereitungen zur würdigen Feier des¬ 
selben getroffen. Kaum ist der Tag angebrochen, so 
herrscht schon reges Leben im Hause; alle Glieder des¬ 
selben befinden sich in freudiger Stimmung; sie er¬ 
scheinen im besten Festtagskleide vor dem Vater und 
bringen ihm ihre sinnigen Gaben und die herzlichsten 
Glückwünsche dar; ihm eine Freude zu bereiten macht 
sie glücklich. Nur ein Sohn macht eine Ausnahme; 
er überreicht dem Vater keine Gabe; kein Glückwunsch 
kommt über seine Lippen, keine Freude und Theilnahme 
findet sich in seinem Herzen. Er kümmert sich an 
diesem Tage gar nicht um den Vater, und wenn er ihm 
einmal zufällig begegnet, dann hat er keinen freundlichen 
Gruß für ihn, sondern nur eine finstere Miene und 
harte, kränkende Worte. Glaubst du nun, mein lieber 
Leser, daß dieser Sohn, der den Festtag seines Vaters 
entehrt durch sein pietätloses Betragen gegen denselben, 
ihm an andern Tagen um so größere Freude macht, 
und seine übrigen Brüder übertrifft an Liebe und Ehr¬ 
furcht gegen den Vater? Wird er nicht vielmehr zu 
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Digitalisierungsvorlage: 
 
Max-Planck-Institut für Bildungsforschund 
sti
	        
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