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riß zu erzielen und so die Bedachung zu ermöglichen sind die
oberen Sitzreihen nicht ganz herumgeführt, sondern an den
Enden abgeschnitten. Um das Kreissegment der Rückseite läuft
oben ein von hinten auf zwei Treppen zugänglicher, jetzt z. Th.
eingestürzter enger Corridor. Die Eintheilung der Sitzreihen
ist wie im großen Theater, nur daß die oberste Abtheilung
(summa cavea) fehlt. Die Stufen haben die gewöhnliche Form,
mit Vertiefung für die Füße des Hintermanns. Es war Platz
für ca. 1500 Personen. Die Tribunale sind nur von der
Bühne aus zugänglich, und haben jedes drei kurze Sitzreihen
hinter sich, für Freunde und Gefolge derer die hier ihren Platz
hatten. Zu beachten der kräftige Ausdruck der Figuren und
Greifenfüße am Ende der die Tribunale vom Zuschauerraum
trennenden Mauer. Eine mit Bronzebuchstaben in den Fu߬
boden der Orchestra eingelegte Inschrift besagt, daß der Du¬
umvir M. Oculatius Verus, anstatt Spiele zu geben, den
Fußboden machen ließ. Die Rückwand der Bühne, hier ohne
architektonische Gliederung, war mit Marmor bekleidet. Auch hier
die großen Seitenthüren für festliche Aufzüge: dieselben traten
von der Seite des großen Theaters ein, wendeten auf dem
verbreiterten Trottoir an der Stabianerstraße um, und kehrten
durch den Raum hinter der Bühne, der auch solche weite
Thüren hat, zurück.
— Die Annahme, daß das Trottoir an
der Stabianerstraße von einer Säulenhalle bedeckt gewesen sei,
ist nicht genügend begründet.
Hinter dem großen Theater liegt:
Die Gladiatorenkaserne. Um den viereckigen Uebungs¬
platz mit Säulenhallen liegen die Zellen der Gladiatoren in
zwei Stockwerken. In der Mitte der Südseite ein weit offener
(jetzt geschlossener) Saal (Exedra), auf dessen Wände Gladia¬
torenwaffen gemalt waren und in dem (wie auch sonst im Ge¬
bäude) solche wirklich gefunden wurden; auf der Ostseite Räume
unbekannter Bestimmung (Speisesaal, Küche, Treppe zur Woh¬
nung des Verwaltungspersonals? Gefängniß). Die oberen
Reihen waren zugänglich durch eine (z. Th. restaurirte) hölzerne
Gallerie.