Finanten u. s. w.
215.
Zehent. Kap.
worunter man in Venedig das Wasser zählen muss, ver¬
ursacht, dass man insgemein das schlechteste Brod isset,
dass man vornehmlich im Winter die schädlichsten meistens
verfälschten, oder wehigstens mit Macarsca vermischten
Weine trinkt *), dass das Volk im Sommer an Wasser
Mangel leidet, oder es nur sehr schlecht und mit Seewas¬
fer vermischt bekommen kann; die Unreinlichkeit der
Fischmärkte und Fleischbänke, als ob es an Wasser zu
ihrer Reinigung fehlte, und der Gestank, welchen sie in
ihrer Nachbarschaft verbreiten, sind eben so viele Quellen
von Krankheiten, und folglich von Entvölkerung**).
Nicht weniger schädlich für die Gesundheit ist der Miss¬
brauch, dass man gewissen Professionen in allen Quartie-
ren ohne Unterschied ihr Gewerbe zu treiben gestattet, ob¬
gleich die entlegensten Oerter durch die Gesetze dazu be¬
stimmt sind; und das unvorsichtige neueste Gesetz, wel¬
ches ihnen bei Nachtzeit das stinkende Fett zu brennen
erlaubt, welches man dazu gebraucht, als ob diese Aus¬
dünstungen des Nachts weniger schädlich wären, beson¬
ders zu Venedig, wo man drei Monate im Jahr bei offe¬
nen Fenstern schläft, ich meine die Profession der Glasper¬
lenfabrikanten. Eben das lässt sich von den Magazinen
mit Eingesalzenem sagen, denen die übelbeobachteten Ge¬
setze abgesonderte Oerter vorschreiben. Nicht weniger
gehört hieher die Nachlässigkeit der ordentlichen Aerzte,
die jedem Kirchspiel angewiesen sind, die geringe Aufsicht
über die Apotheken, die schädliche Gewohnheit, die
Todten innerhalb der Stadt in Kirchen und auf Kirchhö¬
fen zu begraben, gegen welche ein junger einsichtsvoller
*) Eine Gegend in Dalmatien, welche sehr starke und ungesunde
Weine hervorbringt.
)Hieher könnte man auch die auffallende Unwissenheit der Aerz¬
te zählen, die in allen fieberischen Krankheiten nichts als Fieberrinde
verordnen, und die Wirkungen der Brechmittel gar nicht zu kennen
A. d. U.
scheinen.