Besitz. a. d. festen L. v. Ital.
Sechszeh. Buch.
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gegen aber besitzt sie desto mehrere Meisterstücke der
Mahlerey.
In der Sakristey befindet sich eines der vorzüglich¬
sten Gemählde von Guido Reni, das einzige, das in
Padua von ihm öffentlich zu sehen ist: Es stellet Johan¬
nes den Täufer in seiner blühenden Jugend mit allen-Rei¬
zen der Schönheit und mit vieler Hoheit der Seele vor.
Schon die Stellung des edlen Jünglings ist vortreflich.
Leicht ruhet der linke Arm über dem Steine, und giebt
dem ganzen Körper eine angenehme belebende Wendung.
Der rechte Arm wird dadurch vorwärts getrieben, und
die Hand mit dem zeigenden Finger kommt über dem Ell¬
bogen des linken Arms zu ruhen, aber so sanft als ob sie
frei wäre. Aus dieser Stellung erwächst die Hebung der
linken Schulter, und die Senkung der rechten, alles so
abgemessen und gleichsam vorgewogen, dass es Leben ge¬
Diese
nug ohne Verrenkung und Uebertreibung hat.
ganze Lage zieht eine angenehme Krümmung des Rückens
und eine leichte Einbeugung des Unterleibs nach sich.
Das über denselben geworfene rothe Tuch thut auf dem
gebrochenen Weifs des Körpers vörtrefliche Wirkung. In¬
dessen springt der linke Schenkel stark vor, und bildet mit
dem Beine einen sehr spitzen Winkel; der rechte hingegen
zieht sich fanft zurücke, und giebt hiemit dem Knie eine
artige Wölbung. Dies alles ist so weise abgemessen, dass
es den grössten Künstler verräth. Der sanfte edle Kopf
neigt sich nur gar wenig nach der rechten Seite. Ein
schwarzes krauses Haar umgiebt und zeichnet den schönen
Umriss. Es ist alles fanft und edel. Ein grossgewölbtes
aber nur halboffenes Aug, die Braunen nur wenig ge¬
spannt, die kurze weiche Stirne, die lange breitrückige
aber rundgeformte Nase, der kleine faft in einer Rundung
nur wenig geöffnete Mund, das weich gewölbte Kinn, die
Oberlippe aufwärts gezogen und rund gehalten, vor allem