Full text: Volume (3)

Besitz. a. d. festen L. v. Ital. 
Sechszeh. Buch. 
133 
gegen aber besitzt sie desto mehrere Meisterstücke der 
Mahlerey. 
In der Sakristey befindet sich eines der vorzüglich¬ 
sten Gemählde von Guido Reni, das einzige, das in 
Padua von ihm öffentlich zu sehen ist: Es stellet Johan¬ 
nes den Täufer in seiner blühenden Jugend mit allen-Rei¬ 
zen der Schönheit und mit vieler Hoheit der Seele vor. 
Schon die Stellung des edlen Jünglings ist vortreflich. 
Leicht ruhet der linke Arm über dem Steine, und giebt 
dem ganzen Körper eine angenehme belebende Wendung. 
Der rechte Arm wird dadurch vorwärts getrieben, und 
die Hand mit dem zeigenden Finger kommt über dem Ell¬ 
bogen des linken Arms zu ruhen, aber so sanft als ob sie 
frei wäre. Aus dieser Stellung erwächst die Hebung der 
linken Schulter, und die Senkung der rechten, alles so 
abgemessen und gleichsam vorgewogen, dass es Leben ge¬ 
Diese 
nug ohne Verrenkung und Uebertreibung hat. 
ganze Lage zieht eine angenehme Krümmung des Rückens 
und eine leichte Einbeugung des Unterleibs nach sich. 
Das über denselben geworfene rothe Tuch thut auf dem 
gebrochenen Weifs des Körpers vörtrefliche Wirkung. In¬ 
dessen springt der linke Schenkel stark vor, und bildet mit 
dem Beine einen sehr spitzen Winkel; der rechte hingegen 
zieht sich fanft zurücke, und giebt hiemit dem Knie eine 
artige Wölbung. Dies alles ist so weise abgemessen, dass 
es den grössten Künstler verräth. Der sanfte edle Kopf 
neigt sich nur gar wenig nach der rechten Seite. Ein 
schwarzes krauses Haar umgiebt und zeichnet den schönen 
Umriss. Es ist alles fanft und edel. Ein grossgewölbtes 
aber nur halboffenes Aug, die Braunen nur wenig ge¬ 
spannt, die kurze weiche Stirne, die lange breitrückige 
aber rundgeformte Nase, der kleine faft in einer Rundung 
nur wenig geöffnete Mund, das weich gewölbte Kinn, die 
Oberlippe aufwärts gezogen und rund gehalten, vor allem
	        
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