Full text: Volume (1)

Beschreibung von. Venedig. 
I. Theil. 
382 
94) S. Silvestro, Parrochial- und Mutter- 
kirche. Sie nahm ihren Ursprung durch die Familie 
der Andreardi, und ward 1177 von Pabst Alexander III. 
eingeweihet. Die Brüderschaft von St. Rocco erweiterte 
sie ansehnlich, ehe sie noch eigene Gebäude hatte. Sie 
stand vorzeiten unter der Gerichtsbarkeit des Patriarchen 
von Grado. Im vorigen Jahrhundert erhielt sie eine mo¬ 
dernere und bessere Gestalt. Sie hat acht Altäre, worun¬ 
ter der Hochaltar ein schönes mit Bildern von Heinrich 
Meyring geziertes Tabernakel hat. Das Altarblatt des 
ersten Altars zur Linken mit dem heiligen Bischoff Thomas 
auf einem schönen Throne sizzend, Johannes dem Täufer 
und St. Franciscus, ist von Girolamo di SantaCroce. 
Dabei siehet man zwei kleine blasende Engel in der edlen 
und reizvollen Manier der ersten Zeiten, und das Ganze 
ist mit vieler Natürlichkeit und guter Empfindung gemahlt. 
Das Altarblatt am dritten Altar zur Rechten mit der Taufe 
Christi ist von Jacob Tintoretto. Bilder von grossem 
Karakter, guter Bewegung und gelehrter Schattirung. 
In einem andern Gemälde von eben diesem Meister auf 
der andern Seite der Kirche ist Christus im Garten vorge¬ 
stellet. Ein berühmtes Gemälde von Paul Veronese 
beim zweiten Altar zur Linken enthält den Besuch der 
Weisen. Man bewundert hier insbesondere die schöne 
und reiche Zusammensezzung. Ein Nachtmahl Christi 
vom ältern Palma zeugt von einer zügellosen Phantasie 
und Meisterschaft des Pinsels. Ein schônes Altarblatt von 
Damiano Mazza, das einen würdigen Schüler von 
Tizian verräth, enthält die heilige Helena mit dem Kreuze, 
St. Silvester und Kaiser Konstantin. Ein anderes grosses 
Gemälde von Matt. Ponzone stellet den das gefundene 
Kreuz tragenden Kaiser Konstantin vor. Girolamo 
Pilotto stellete in zwei Gemälden die Himmelfahrt der 
Madonna, und die Taufe Konstantins vor. Am vierten 
Altar zur Linken stehet ein Gemälde mit der Madonna
	        
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