Zweites Buch. Sestier von St. Marco. 193
auf einen Römischen Redner schliessen; und da die Bildsaule
des Cicero über der Thüre des Studiums von Athen gestan¬
den haben soll, so hält sie der Canonicus Stringa für eben
dieselbe. Die andere soll den Mark Aurel vorstellen,
weil er sich in seinem Jünglingsalter des Mantels als der
gewöhnlichen Kleidung der Philosophen zu bedienen pflegte.
Diese zwei Bildsäulen sind sehr schön, und der ge¬
lehrte Ottavio Ferrari bediente sich ihrer insbeson¬
dere in seinem Buche de re vestiaria; um zu bestimmen,
auf welche Weise die alten Römer die Toga und den Man¬
tel getragen hätten.
Auf der nemlichen Seite stehet auf einem edlen Piede¬
stal die Bildfäule des Franc. Maria della Rovere,
Herzog von Urbino, der um 1523 als General bei der
Republik stand. Sie ward in Pesaro von Joh. Bardini,
einem florentinischen Bildhauer verfertiget, und von
Franc. Maria III. lezten Herzog von Urbino, nach Ve¬
nedig gesandt.
Die schöne Ansicht des zweiten Flügels innerhalb des
Hofs ist von Antonio Bregno, einem berühmten Bau¬
meister seiner Zeit, der sie unter dem Doge Marko Barba-
rigo anfieng, und dessen Bruder, Augustin Bregno,
sie vollendete.
Vier von einander abgesonderte marmorne Treppen¬
gänge führen in die obern Geschosse des Palasts. Drei
derselben sind bedekt und innerhalb der drei Winkeln des
Palasts angebracht; die vierte aber und die ansehnlichste ist
offen und frei in einem Vorsprung, heisst die Riesentreppe,
und gehet gerade auf das Haupportal. Diese ihrer Pracht
und Kostbarkeit nach wahrhaftig königliche Treppe beste¬
het durchaus von schönem weissen Marmor, und ist mit
ungemeiner Kunst gebauet. Ueber dieser Treppe erhe¬
1. Theil.