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Beschreibung von Venedig.
I. Theil.
Aufnahme armer Aussäzzigen bestimmt. Als sich diese
Krankheit nach und nach wieder verlor, so nahm man
Strassenbettler, arme Kranke und Gebrechliche daselbst
auf. Weil aber die Insel zu diesem Endzwek allzu entle¬
gen war, und die Gouverneurs, Aerzte und andere be-
nöthigte Personen öfters gerade, wenn man ihrer am mei¬
sten benöthiget war, durch stürmisches Wetter hinauszu¬
fahren abgehalten wurden; so ersah man zu diesem Hos¬
pital in der Stadt selbst einen bequemen Plaz, der damals
unbenüzt war und sich vom Kloster St. Gio und Paolo bis
an die Lagunen erstrekte. Daselbst fieng man um das
Jahr 1673 ein prächtiges Hospital zu bauen an, wozu ein
reicher Kaufmann, mit Nahmen Bontempelli, noch
bei seinem Leben 30,000 Duc. verwendete, und zur
Vollendung des Baues nach seinem Tode 100,000 Duc.
durch Vermächtnifs hinzu that.
Mit dem Hospital wurde zu gleicher Zeit die Kirche
nach dem Modell des berühmten Vincenzo Scamoz-
zi erbauet. Sie stehet in der Mitte des Orts, und ist so
zu sagen zwischen zwei Hospitälern eingeschlossen, helle
und von angemessener Grösse. Ihr zur Rechten ist das
Hospital für das männliche, und zur Linken für das weib¬
liche Geschlecht. Beide sind so geräumig, mit Höfen
und Sälen versehen, dass eine beträchtliche Anzahl Men¬
schen ganz bequem darin wohnen kann.
Die schöne Ansicht der Kirche ist nach der Zeichnung
des Joseph Sardi ganz von Marmor aufgeführt, wozu
ein venetianischer Kaufmann, Joseph Galli, durch ein
Vermächtniss die Kosten hergab. Das äussere Portal führet in
einen grossen vierekkigen Vortempel, und von diesem kömmt
man durch ein zweites Portal in die Kirche. Die Schei¬
dewand zwischen dem Vortempel und der Kirche machen
zwel schöne Monumente von feinem Marmor, welche