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Auf dem Haupte trug er eine hohe Mitra oder Tiare von eigenthümlicher
Form, die nur dem Monarchen zu tragen erlaubt war. Aus ihrer Abbildung
auf den Sculpturen die Natur des Materials zu bestimmen, aus dem sie ge
macht war, ist unmöglich. Da sie häufig mit Blumen und anderen Zierrathen
geschmückt war, im Tempel wie in der Schlacht getragen wurde, und gefaltet
oder in Binden arrangirt war, so kann sie von Leinen, Wolle oder Seide
gewesen sein. Auf den ältesten Monumenten geht nur eine Binde um den
Kopfputz herum; in späteren Perioden kamen zwei oder drei, und die Mitra
selbst ward höher und reicher verziert. Dieses eigenthümliche Kennzeichen giebt
mit Bestimmtheit das resp. Alter der Sculpturen an, auf welchen die
)(Figur 42 stellt bei a den Kopf des
Figur des Königs vorkommt.
Königs von Nimrud aus dem Nordwestpalast, bei b des Königs von
Kujjundschik dar.)
Diese Mitra überragte eine kleine Spitze oder Kegel. Auf den ältesten
Sculpturen hängen die Enden der Binde über den Rücken herunter und sind
mit Stickereien und Fransen geschmückt. Bisweilen ist eine Art von Haube
(Kappe) dargestellt, die über die Schultern herabfällt, und zwei lange Bänder
oder Zipfel gehen fast bis zu den Knöcheln hinunter.
In den Basreliefs ist Nichts nachgeblieben, was den Stoff der Roben
anzeigen könnte. Wie die später von den Babyloniern getragenen, mag
die eine von Leinen und die andere von Wolle gewesen sein; vielleicht sind
beide von Baumwolle oder gar von Seide gewesen, welche in Assyrien ein
Product sehr alter Zeiten war. Sie waren reich gestickt und gefärbt. Die
Desseins darauf waren ausgesucht und bestanden aus Figuren von Menschen
und Thieren, aus Blumen und verschiedenen Sinnbildern. Am reichsten ver
ziert war allgemein der Theil des Anzuges, welcher die Brust bedeckte, obgleich
Gruppen von Menschen und Thieren anderwärts darauf dargestellt waren.
Die Kunst, Figuren in Wolle zu sticken, wurde später bei den Persern
mit großem Erfolge ausgeübt. Die Meder hatten vorher schon die wallenden
Roben der Assyrier angenommen, die wegen ihrer Schönheit so berühmt
* *
waren, daß ihre Erfindung der Semiramis zugeschrieben wurde.
Der Nacken und die Arme in einer kleinen Entfernung vom Ellbogen
waren nackt. Um den Nacken herum hing gewöhnlich mehr als ein Halsband
*) Die persischen Monarchen trugen eine eigenthümliche Art von Kopfputz
Cidaris genannt, er gleicht gewissermaßen einer französischen Freiheitsmütze oder dem
phrygischen Kopfputze. Nach den Lexikographen hatte nur der König das Vorrecht,
den obersten Theil aufrecht zu tragen; es war dies wahrscheinlich eine Nachahmung der
assyrischen Spitze. Die Cidaris des Dareios war blau und weiß oder purpurn
und weiß. (Quint. Curt. 1. III. c. 3. und 1. VI. c. 6.
**) Diodor. Sicul. 1. II. und Ctesias.
„Et Syriae gentes, et laxo Persis amictu,
Vestibus ipsa suis haerens.
Manilius 1. IV. v. 7.
Die außerordentlichen Combinationen von Thierfiguren auf diesen Geweben erwähnt
Philostrat. Imag. II. 32. und II. 5.; und Euripid. Ion. v.1176, Müller, Handbuch, S. 287.
Die schönste persische Tunica aus den Zeiten des Dareios war weiß und purpurn.
(Quint. Curt. 1. III. c. 3.) Dies war die Zaoanig, Hlegotzòg ziròv ueoolevzog
des Hesychios und Pollux. Eine genaue Nachahmung der assyrischen Kleidung
haben wir an der olympischen Stola, wie sie Apuleius beschreibt (Metam. I. XI.);
„Et humeris dependebat, pone tergum, talorum tenus, pretiosa chlamyda. Quaqua
tamen viseres, colore vario circumnotatis insignibar animalibus. Hinc dracones
Indici; inde gryphes Hyperborei: quos in speciem pinnatae alitis generat mundus
alter. Hanc Olympiadem stolam sacrati nuncupant.