Full text: Layard, Austen Henry: Niniveh und seine Überreste

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der Errichtung des Gebäudes, enthielten, in den Mauern und unter dem Pflaster 
begraben. 
Die zur Verkleidung der von sonntrocknen Backsteinen erbauten Mauern 
benutzten Platten waren selten über 12 Fuß, in dem alten Gebäude zu Nim 
rud gewöhnlich wenig mehr als 9 Fuß hoch, während die menschenköpfigen 
Löwen und Stiere, die die Eingänge bildeten, eine von 10 bis 16 Fuß ver 
schiedene Höhe hatten. Aber selbst diese kolossalen Figuren erreichten die Höhe des 
Zimmers nicht; die Mauern waren noch einige Fuß hoch über sie hinauf in 
die Höhe aufgeführt. Diese Obermauer war entweder aus reichbemalten ge 
brannten, oder aus sonntrocknen, mit einem dünnen Gypsüberzuge versehenen 
Backsteinen, auf den verschiedene Ornamente gemalt waren, erbaut. Man 
konnte ihn in den Ruinen im Allgemeinen herausfinden. Der herabgefallene 
Gyps hatte sich in dem Schutte häufig erhalten und zuerst wenn er gefunden 
ward, hatten die Farben darauf wenig von ihrer ursprünglichen Frische und 
ihrem Glanze verloren. Diesen Obermauern ist die vollständige Bedeckung des 
Gebäudes, und folglich auch die Erhaltung der Sculpturen zuzuschreiben, denn 
sobald das Gebäude einmal verlassen war, fielen sie ein und die ungebrannten 
Backsteine wurden wieder zu Erde, die die ganze Ruine verdeckte. Der Haupt 
palast zu Nimrud muß auf diese Art begraben worden sein, denn die Sculp 
turen hätten nicht so gut, wie es der Fall war, erhalten worden sein können, 
wären sie durch nach und nach geschehene Anhäufung von Erde bedeckt wor 
den. In diesem Gebäude fand ich einige Zimmer ohne die Verkleidung von 
Alabasterplatten. Die ganze Mauer war mit Gyps überzogen und gemalt, 
und man konnte noch Prozessionen von Figuren herausfinden. Solcher Mau 
ern existiren viele östlich und südlich von demselben Gebäude und in den Ober 
zimmern. 
Das Dach bildeten wahrscheinlich Balken, welche ganz von den Mauern 
unterstützt wurden; kleinere Balken, Bretter und Baumzweige wurden quer 
darüber gelegt und das Ganze an der Außenseite mit Kleiberlehm überzogen 
In den modernen arabischen Städten Assyriens sind die Dächer auf diese Art 
gebaut. Man hat angegeben, daß ein Bogen oder Gewölbe von Mauer zu 
Mauer aufgeworfen gewesen sei. Wäre dies der Fall gewesen, so hätte das 
Gewölbe aus gebrannten Backsteinen oder Steinen erbaut sein und die 
Ueberreste desselben hätten in den Ruinen aufgefunden werden und theilweise die 
Zimmer ausfüllen müssen. Es wurden jedoch keine solchen Ueberreste entdeckt. 
Sehr merkwürdig ist, daß die Zimmer in allen assyrischen Gebäuden, mit 
Ausnahme einer einzigen Halle (Y Plan III.) zu Nimrud, so schmal sind. Die 
Halle mag oben ganz offen gewesen sein, und da sie keine Sculpturen enthielt, 
ist gar nicht unwahrscheinlich, daß es so war; man kann sich aber doch kaum 
denken, daß die andern Zimmer auf diese Art der Atmosphäre und die Be 
wohner der Hitze des Sommers und den Winterregengüssen hätten ausgesetzt 
worden sein sollen. Daß alle Zimmer so sehr schmal sind, wenn man sie mit 
der Länge vergleicht, beweist, daß die Assyrier nicht verstanden, ein Dach zu 
*) Plan 4. (S. 200.) 
*) Herr Flandin (Vovage archéologique à Niniveh in der Revue des deux 
Mondes) giebt an, er habe hinreichend große Massen von gebrannten Backsteinen in 
den Zimmern von Khorsabad gefunden, dadurch die Muthmaßung zu rechtfertigen, 
daß das Dach über ihnen gewölbt gewesen sei. Ich aber bin sehr geneigt zu bezwei 
feln, daß dies der Fall gewesen, und ich glaube, Herr Botta wird auch meiner Mei 
nung sein.
	        
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