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Expedition mit Pinzon verzögerte sich. Unterdessen aber wurde er durch königliches Decret vom 22. März 1508 zum
Piloto mayor mit einem Gehalte von 50,000 Maravedis ernannt. In dieser neuen Stellung nahm Vespucci an der
Expedition, die im Jahre 1508 unter Vicente Jañez Pinzon und Juan Dias de Solis abging, nicht mehr
Antheil. Er hat seit seiner Rückkehr von Lissabon nach Spanien (1505) bis zu seinem Tode (1512) Europa nicht
mehr verlassen. Als Piloto mayor hatte er den Auftrag, die Steuerleute über den Gebrauch des Astrolabiums und
des Quadranten zu examiniren, und mit erfahrenen Seemännern eine Tafel der Positionen anzufertigen, die zu
Auffindung des richtigen Weges zur See dienen sollte, und die neuen Entdeckungen in die Karten einzutragen. Vespucci
starb als Piloto mayor in Sevilla 22. Febr. 1512. Er hinterliess keine Kinder, aber eine Wittwe, welche eine
Pension erhielt, auch kein Vermögen. Sein Neffe Juan Vespucci, den er bei sich hatte, erhielt den Titel Piloto
del Rey und das ausschliessliche Privilegium, Seekarten anzufertigen. Man hat aus dem Umstande, dass Amerigo
Vespucci als Piloto mayor die Anfertigung von Seekarten zu beaufsichtigen hatte, die Folgerung gezogen, er möge
diese Stellung benützt haben, um die neue Welt mit seinem Namen zu bezeichnen, (schon der Astronom Schöner
spricht 1533 diesen Verdacht aus); allein Alexander v. Humboldt hat in der vorangeschickten Abhandlung und
anderwärts in seinen Werken nachgewiesen, dass Vespucci an dem Namen Amerika völlig unschuldig ist, dass
diese Benennung vielmehr von einem Lothringischen Professor Waldseemüller (mit dem Pseudonamen Hylaco
mylus) ausging, der den Namen „Amerika“ im Jahre 1507 in seiner Einleitung in die Kosmographie vorschlug
Uebrigens ist Amerigo nichts Anderes, als der Deutsche Vorname Almerich und ja nicht einmal der Familien
name des Vespucci. Bereits oben wurde bemerkt, dass Vespucci bis an sein Ende Amerika für einen Theil
Asien’s ansah. Was seine astronomischen Kenntnisse betrifft, so hielt er fest an dem Ptolemäischen Weltsystem; er
machte es den Alten zum Vorwurf, dass sie eine Umdrehung der Erde, wie an einem Bratspiess, annähmen.
1505. Im Anfang des Jahres 1505 geht Alonso de Hojeda mit drei Schiffen in See, deren Ziel die
Tierra de Coquibocao ist. Die näheren Umstände sind unbekannt.
1505. Die Portugiesische Regierung hatte die Ueberzeugung gewonnen, es sei den beiden Hauptzwecken
welche die Portugiesen in Ostindien verfolgten, Begründung ihres Handels und Bekämpfung der Maurischen Handels
flotte, sehr nachtheilig, dass die jährlich im März abgesandte Portugiesische Flotte, nachdem sie dem feindlichen
Samorin von Calicut und den Mauren einigen Schaden zugefügt, wieder nach Portugal zurückkehrte und die kleine
Portugiesische Besatzung in Ostindien, sowie die befreundeten Ostindischen Könige, dem Andrang der Feinde über
liesse. König Manuel beschloss daher, eine ansehnliche Flotte an der Ostindischen Küste zu stationiren und einen
Vicekönig in Ostindien einzusetzen, der alle drei Jahre abgelöst werden sollte. Zu diesem Zweck rüstete er eine
Flotte von 22 Schiffen aus, die am 25. März 1505 unter dem neuen Vicekönig Francisko d’Almeida mit 1500
Mann bewährter Kriegsleute, unter denen wiederum viele Fidalgos waren, in See ging. Almeida verstärkte zunächst
die Werke der von den Portugiesen angelegten Festung Sant-Jago, eroberte, plünderte und verbrannte sodann die
Stadt Mombassa an der Afrikanischen Küste, erbaute auf der Insel Anchediva an der Ostindischen Küste, nur
wenige Meilen von Goa, eine Festung, eine andere im Gebiete des Königs von Cananor, eine dritte in dem des
Königs von Coschin. Im Reiche Kulang waren sämmtliche Portugiesen erschlagen und ihre Factorei mit allen
Waaren verbrannt worden. Der Vicekönig sandte seinen Sohn Lourenzo mit fünf grösseren Schiffen und drei
Caravelen dahin, der die dortige Maurische Flotte von 27 Schiffen vernichtete. Diejenigen Schiffe von der Flotte
Almeida’s, die bestimmt waren, mit Gewürzladungen nach Portugal alsbald zurückzukehren, kamen im Mai 1506 in
der Heimath an. Am 18. März 1506 schlägt der Sohn Almeida’s, Lourenzo, mit elf Schiffen eine Flotte des
Samorin von Calicut, die 250 Schiffe stark war. Der Kampf dauert den ganzen Tag und einen Theil der mond
hellen Nacht hindurch.
1505. Im Mai 1505 schickt König Manuel den Pero d’Anhaya, einen Castilianischen Edelmann, der ir
Portugiesische Dienste getreten war, mit sechs Schiffen nach Sofala an der Ostafrikanischen Küste, um dort wegen
des Goldhandels mit den Kaffern eine Festung anzulegen.
1506. Im März des Jahres 1506 lässt König Manuel von Portugal eine neue Expedition in See gehen,
bestehend aus fünf Kriegsschiffen unter dem Commando des Affonso d’Albuquerque, und neun Lastschiffen unter
dem Befehl des Tristáo de Cunha. Die Expedition hat die Aufgabe, den Mauren von Tartak die am Eingang des
Arabischen Meerbusens liegende Insel Socotora wegzunebmen. Man gelangt an das Vorgebirge Sct. Augustin in
Brasilien; von da entdeckt man auf dem Wege nach dem Cap der guten Hoffnung die Inselgruppe, welche noch
jetzt nach dem Namen des Befehlshabers Tristáo de Cunha genannt wird. Nach vielen Kämpfen an der Ostafri
7) A. v. Humboldt kritische Untersuchungen etc. I, 15. III, 121. 124.