Full text: Ghillany, Friedrich Wilhelm: Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim

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geflissentliche (nicht aus Versehen entstandene) ist. War sie auch wirklich keine absichtliche, so scheint sie 
es doch. Wahr ist freilich, dass die Zahl 97 vielleicht nur ein blosser Schreibfehler sei und dass nichts Strafbares 
darin liege. („Que partió Amerigo a 20 de Mayo 1497 parece falsedad: y si fué de industria hecha maldad grande fue 
y ya que no lo fuese al menos parecelo. — Verdad es que parece aver avido yerro y no malicia en esto.“) Diese 
Unklarheit des Styls, diese Schwankungen zwischen dem, was absichtlicher Betrug oder zufällige Verwirrung der 
Epochen sei, findet sich wieder pag. 699: „Tambien se pudo errar la pendola en poner el ano de nueve por el de 
ocho al fin quando trata Amerigo de la vuelta á Castilla y si asi fuera era cierta la malicia. Desta falsedad o yerro 
de pendola o lo que aya sido han tomado los escriptores extrangeros de nombrar la nuestra tierra firme America, 
como si Amerigo solo y no otro que el, y antes, la oviera descubierto, parece pues quanta injusticia se hizo si de 
industria se le usurpó lo que era suyo al Almirante Don Christobal Colon.“ In dem 164. Capitel des ersten Buches 
p. 827 hört aber alle Scheu auf, den Vespucci, welchen Columbus fast bis zum Tode seinen Freund nennt, ungerecht 
zu beschuldigen. Das Buch de las quatro Navegaciones (pag. 693 und 695) mit dem Prologo: „que hizo Amerigo 
al Rey Renato de Napoles“ hat mit vielen anderen Schriften, (z. B. dem Novus Orbis des Grynaeus von 1532. 
der lib. II. cap. 2. p. 32 citirt ist) welche alle dem Columbus die erste Entdeckung rauben, den Bischof allmälig 
auf's Aeusserste gereizt. Er sagt ausdrücklich: es gereue ihn, in dem Cap. 140 die malicia des Amerigo für 
zweifelhaft gehalten zu haben. Er hat sich von der gran falsedad y maldad jetzt überzeugt, ohne uns seine 
Gründe anzugeben. („En el capitulo 140 del libro I. trabage de poner por dudoso si el Amerigo avia de in dustria 
negado tacitamente este descubrimiento primero aver sido hecho por el Almirante y aplicado á si solo, porqué no 
avia mirado lo que despues colegí de los mismos escriptos del Amerigo con otras escripturas que de aquellos tiempos 
tengo y he hallado. Por lo qual digo aver sido gran falsedad y maldad la de Amerigo queriendo usurpar contra 
justicia el honor devido al Almirante y la prueva desta falsedad por esta manera y por el mismo Americo quedara 
clarificada.“) Seite 826 wird derselbe Ausspruch: „de industria lo hazia Vespucio“ wiederholt. Lib. I. cap. 165. 
p. 829; Lib. II. cap. 2. p. 23 und 26. 
Kritischer und nicht ewig verwechselnd, was Andere dem Amerigo zuschreiben und was er von sich selbst 
behauptet hat, verfuhr des Columbus Sohn, Don Hernando, der sich doch überall sonst so eifersüchtig auf den 
Ruhm seines Vaters zeigt. Auffallend genug ist es, dass jener Mangel aller Anschuldigung des Amerigo im 
Munde des Don Hernando Colon dem eifernden Bischof selbst unerklärlich scheint und dass dieser Umstand ihn 
doch nicht in seinem Irrthum wankend gemacht. Ich finde Lib. I. cap. 164. p. 828 die merkwürdige Stelle: „Ame 
rigo glaubte um so leichter zu betrügen, als er in Lateinischer Sprache (was, wie ich oben bewiesen, ganz falsch 
ist!) und weit ausserhalb Spanien an den König Renatus von Napolis schrieb, wo Niemand war, der ihm wider 
sprechen konnte (enguañando al Mundo, como escrivia en latin y al Rey Renato de Napoles y para fuera de España, 
y no avia cubiertos ? los que entonces esto sabian quien lo resistiese y declarase.) Um so mehr setzt es mich in Er 
staunen, dass Hernando Colon, Sohn des Admirals, der doch ein Mann von so gutem Verstande und vieler Bedacht 
samkeit war und der, wie ich bestimmt weiss, die oft genannten (vier) Navegaciones des Amerigo selbst besass. 
Nichts von dem Diebstahl und der Usurpation, welche Amerigo Vespucio gegen seinen erlauchten Vater begangen, 
gemerkt hat. („Maravillome yo de donde Hernando Colon, hijo del mismo Almirante : que siendo persona de muy 
buen ingenio y prudencia y teniendo en su poder las mismas Navegaciones de Amerigo, como lo sé yo: 
no advertió en este hurto y usurpacion que Amerigo Vespucio hizo a su muy illustre padre.“) Eben so verwundert 
hätte der Bischof über das Stillschweigen von Petrus Martyr de Anghiera sein können, eines innigen Verehrers und 
persönlichen Freundes von Christoph Columbus, dessen Oceanica 24 Jahre früher (1533) erschienen, als der Bischof 
sein Amerikanisches Geschichtswerk vollendete. Petrus Martyr, der so streng die Anmassungen von Cadamosto 
rügt, spricht nur mit Lob von Amerigo Vespucci und von dessen Neffen (Johannes Vesputius Florentinus, Americi 
Vesputii nepos, cui patruus hereditatem reliquit artem polarem, graduum calculi peritiam). Ex. crit. T. IV. p. 125 
— 135. T. V. p. 188. 
Der Ruhm von Christoph Columbus wurde seit seiner Rückkunft von der dritten Expedition durch die folge 
reichen Unternehmungen von Vasco de Gama, Vicente Yañez Pinzon, Gaspar de Cortereal, Alvarez Cabral und Solis 
durch die Entdeckung der Südsee, die Balboa zuerst sah, dermassen verdunkelt, dass zufällige Umstände, wie die Vor 
liebe eines Deutschen Gelehrten für Amerigo Vespucci, erregt durch des Seefahrers Correspondenz mit Renatus von 
Lothringen, hinreichend waren, nicht bloss einem ganzen Welttheil den Namen Amerika zu geben, sondern auch, 
eben so wie jetzt oft Ross und Parry verwechselt werden, die Entdeckung des tropischen Festlandes bald dem Co 
lumbus, bald dem Vespucci zuzuschreiben. 
Es ist hier nicht der Ort, von Neuem zu zeigen, wie ich schon am Ende des 5. Bandes des Examen eritique 
de la Geographie gethan (p. 180—225), mit welcher Ungründlichkeit in der Erforschung der Thatsachen und mit
	        
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