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Breite, nur 25 geographische Meilen südlicher als das Vorgebirge San Augustin, zwischen der jetzigen Porto Frances
und der Mündung des Rio San Francisco. Um die Windstillen des Golfs von Guinea und die Südwest-Winde zu
vermeiden, die zwischen den Caps Palmas und Lopez wehen, hatte Cabral auf der Fahrt nach dem Vorgebirge den
guten Hoffnung den Aequator zu weit westlich durchschnitten und war dadurch, wie Rennell's Karten der Meeres
strömungen deutlich zeigen, durch den mittleren Aequatorialstrom in den gefürchteten Brasilianischen Strom
gelangt. Aus einem Briefe des Königs Emanuel an Ferdinand, den Katholischen, (29. Juli 1501) wissen wir, dass
man damals das von Cabral entdeckte Land für eine abgesonderte Insel und gar nicht mit dem von Columbus ent
deckten Paria zusammenhängend hielt, aber gleich erkannte, wie nützlich die Lage derselben für die Schifffahrt nach
Ostindien sein würde. „La qual tierra pareció que milagrosamente quiso nuestro Señor que se hallase, porque es
muy conveniente y necessaria para la navegacion de la India, porque alli Pedro Alvarez (Cabral) reposò sus navios
y tomi agua.“ Als Cabral von seinem Landungsplatze noch längs der Brasilianischen Küste bis 16° ½/ südlicher Breite
ohngefähr bis Porto Seguro, weiter vorgedrungen war, wandte er sich, begünstigt von Rennell’s southern con
necting Current, in Ostsüdost nach der Lagullas-Bank bei dem Vorgebirge der guten Hoffnung. Die nächstfolgende
Spanische Expedition war die von Vicente Yañez Pinzon und Juan Diaz de Solis, welche die Küsten vom Vorgebirge
San Augustin bis Rio Colorado, also auch nur bis 40° südl. Breite besuchte. Es war dieselbe erst den 29. Juni 1508
von San Lucar ausgelaufen, als schon in der oben beschriebenen Ausgabe des Ptolomäus die Weltkarte von Ruysch
und der Commentar von Marcus Beneventanus zu Rom erschienen waren, in denen „von Portugiesischen Entdeckungen
bis 50° südl. Breite geredet wird.“ (Exam. crit. T. I. p. 315—322.) Selbst in der zweiten Expedition, in der Juan
Diaz de Solis den Tod fand, gelangte man im Jahr 1515 von der damals zuerst erkannten Mündung des La Plata
Stromes (Mar dulce, Rio de Solis) südlich kaum weiter als 35°. Erst in der Expedition von Magellan erreichte den in der
Weltkarte von Johann Ruysch (1508) erwähnten 50. Grad südl. Breite der Capitän Juan Serrano bei der Mündung
des Rio de Santa Cruz (lat. austr. 50° 18°) im October 1520. (Exam. crit. T. II. p. 23.) Endlich in der Expedition
von Fray Garzia de Loaysa, also 5 Jahre nach Juan Serrano, fand Francisco de Hoces, der die Caravela S. Lesmes
commandirte, 1526, was er „die Südspitze des Amerikanischen Continents“ (acabamiento de tierra*) nennt, nach
seiner Beobachtung in 55° südl. Breite. (Exam. crit. T. V. p. 254.) Das Cap Horn, der südlichste Hornblend
schieferfels einer kleinen Insel, liegt in lat. 55° 58' 41“.
Die Römische Ausgabe des Ptolemäus von 1508 enthält, wie wir bereits bemerkt, die erste gestochene
Karte von Theilen des Neuen Continents, doch ohne den Namen Amerika. Dieser Name erscheint in keiner
Ausgabe des Ptolemäus vor dem Jahre 1522, wohl aber schon, wie wir bald hier zeigen werden, 1507 im
Ilacomylus; 1509 in dem anonymen Strassburger Werke: Globus mundi declaratio; 1512 im Commentar von Vadianus
zum Pomponius Mela; 1520 in der gestochenen Weltkarte des Petrus Appianus, die der Ausgabe des Solinus von
Camers beigefügt ist. Wie ist der Name Amerika entstanden? Wer hat ihn gegeben?
Christoph Columbus starb zu Valadolid den 20. Mai 1506, und ein Jahr darauf erscheint in einem Werke
Cosmographiae Introductio cum quibusdam Geometriae ac Astronomiae principiis ad eam rem necessariis. Insuper
quatuor Americi Vespucii navigationes, gedruckt ohne Namen des Verfassers in den Vogesen, in der kleinen Lothrin
gischen Stadt Saint Dié (Diey) an der Meurthe, der auf einem blossen Irrthum beruhende Vorschlag, dem neuen
Welttheil „zu Ehren seines Entdeckers, Vespucci“ den Namen Americi terra vel America zu geben. Dieser ersten
Ausgabe vom Mai 1507, dem Kaiser Maximilian im Namen des Gymnasium Vosagense zu Saint Dié gewidmet, folgte
zu Strassburg eine andere von 1509, in der der Verfasser sich ex Sancti Deodati oppido in der Vorrede als
Martinus Ilacomylus unterschreibt. Noch 2 andere Editionen erschienen in Venedig 1535 und 1554. Trotz dieser
Vervielfältigung ist dies Werk, welches den wahren und ersten Ursprung des Namens Amerika erweist, so selten
geblieben, dass 1832 in Paris nur ein einziges Exemplar und nicht einmal auf der königlichen Bibliothek existirte
(Ex. crit. T. IV. p. 104). Robertson und selbst Muñoz haben sein Dasein gar nicht gekannt. Der gründlichste
Forscher der geograph. Entdeckungen im Neuen Continent, Navarrete, hielt das Oppidum divi Deodati für die Stadt
Tata oder Dotis in Ungarn und den Hylacomylus (er schrieb sich bald mit, bald ohne H) für einen Ungar. Meine
Untersuchungen haben unwidersprechlich gelehrt, dass Hylacomylus ein Deutscher, Lehrer der Geographie am Gym
nasium zu Saint Dié und aus Freiburg im Breisgau gebürtig war. Sein Name war Martin Waldseemüller (oder
Waltzemüller). Er hatte wenig vor 1507 in St. Dié selbst eine Buchhandlung gestiftet, war ein genauer Freund von
Pater Reisch, dem Karthäuser-Prior bei Freiburg, Verfasser der encyclopädischen Margarita philosophica und des
) „Das Aufhören des Landes.: Gewöhnlich wird die Entdeckung des Cap Horn dem Sir Francis Drake 1578, als er vom Westen
kam, zugeschrieben. Er nannte das Vorgebirge: Cap der Elisabeth-Inseln. Le Maire, von dem der Name Cap-Horn herrührt, gab diesen Namen
38 Jahre später, weil er in seinem Schiffe (Endragt) von der Stadt Hoorn aus an der Zuydersee, Schouten's Vaterstadt) abgesegelt war (Fleurieu,
im Voyage de Marchand T. III. p. 254 und 271).