Full text: Ghillany, Friedrich Wilhelm: Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim

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Der Globus hat einen Pariser Fuss und acht Zoll im Durchmesser und ist auf ein hohes eisernes Gestell gesetzt. Sein Meridian ist 
ebenfalls von Eisen; der Horizont ist von Messing und wurde lange nachher gemacht, wie man aus einer Inschrift, die er am Rande hat 
sieht, welche lautet: Anno Domini 1510; die 5. Novembris. Die verschiedenen Ländergebiete sind mit den Flaggen der betreffenden Mächte 
bezeichnet; letztere sind gemalt, ebenso die Wohnplätze und Figuren der Einwohner jedes Landes. Die Namen der Orte sind mit rother 
und gelber Tinte auf ein ziemlich geschwärztes Pergament geschrieben. 
Da Einige die Behauptung aufgestellt haben, dass auf diesem Globus schon Amerika verzeichnet wäre, so wird wohl hier schon 
der Ort sein, zu erklären, dass Dies nicht der Fall sei, wiewohl wir erst im zweiten Theile dieser Abhandlung hierüber ausführlicher spre 
chen werden. Man findet nämlich das Land Cipango dort mehr nach Osten vorgeschoben, als eine grosse, längliche, beinahe rechtwinkelige 
Insel, die oben im dritten Theile ihrer Länge von dem Wendekreise des Krebses durchschnitten wird. Oberhalb derselben und beinahe unter 
dem nämlichen Meridian finden sich die Inseln von Cathayo, und von da an bis zu dem Meridian der letzten Insel des Grünen Vorgebirgs 
sieht man kein Land weder gegen Süden noch gegen Osten, ausgenommen die vermeintliche Insel S. Brandåo und eine andere, welche er 
Antilia oder „Sieben Städte« nennt 21), ebenfalls fast unter dem Wendekreise des Krebses. Kurz, man kann aus diesem Globus nicht die 
geringste Vermuthung ziehen, dass sein Verfertiger zur Zeit, wo er ihn machte, irgend eine Kenntniss von Amerika gehabt habe. 
Wir fahren nun mit der Beschreibung des Globus fort. Am unteren Theile desselben, nahe am Südpol, ist in einen Kreis von 7 
Zoll Durchmesser der Nürnbergische Adler mit dem Jungfrauenhaupte gemalt und unten das Wappen der Familie Nützel, rechts das der Familier 
Volckamer und Behaim, und linksjenes der Familien Groland und Holzschuher angebracht. Um alle diese Malereien herum sind fünf Zeilen 
geschrieben, welche folgende Worte enthalten: „Auf Ersuchen der weisen und hochverehrten Senatoren der edlen kaiserlichen Stadt Nürn 
»berg, die gegenwärtig am Regimente sind, nämlich Gabriel Nützel’s, P. Volckamer’s und Nikolaus Groland’s, wurde dieser Globus erfunder 
»und ausgeführt nach den Entdeckungen und Angaben des Ritters Martin Behaim, der in der Kunst der Kosmographie sehr erfahren ist und 
»den dritten Theil der Erde umschifft hat. Derselbe hat Alles mit grösster Sorgfalt aus den Büchern des Ptolomaeus, Plinius, Strabo und 
»Marco Polo gezogen und sowohl Meere als Länder ganz nach ihrer Gestalt geordnet, sowie es besagte Magistratspersonen dem Georg 
»Holzschuher, der bei der Verfertigung dieses Globus im Jahre 1492 mitwirkte, aufgetragen hatten. Denselben hat genannter Martin Behaim 
»der Stadt Nürnberg als ein Zeichen seiner Verehrung überlassen, ehe er zu seiner Frau zurückkehrte, welche eine Insel, 700 Meilen weit 
pentfernt, bewohnt, woselbst er seine Wohnsitz aufgeschlagen hat und wo er seine Tage zu beschliessen gedenkt. 
Wir glauben, hier abbrechen zu müssen, obwohl noch viele Anmerkungen vorhanden sind, die wir abschreiben könnten; eine einzige 
ausgenommen, von welcher wir noch Gelegenheit nehmen werden, zu sprechen, sind alle übrigen von geringem Interesse; sie sagen weder 
Etwas über das Leben des Verfertigers noch über die Portugiesische Geschichte. Wer sie vollständig sehen will, der findet sie in der schon 
erwähnten Abhandlung des Hrn. v. Murr, worauf wir hier verweisen. 
Im Jahre 1493 war Martin de Bohemia schon aus seinem Vaterlande zurück in Lissabon und kurz darauf auf der Insel Fayal im 
Kreise seiner Familie. Man liess ihn jedoch nur kurze Zeit die häusliche Ruhe geniessen. König Johann II., vollkommen mit seiner 
Brauchbarkeit und seinen Fähigkeiten bekannt, beschloss, ihn zu einer delikaten Sendung zu verwenden, an deren Erfolg er das grösste 
Interesse geknüpft hatte, und für welche es in der That schwer gewesen wäre, einen geeigneteren Mann zu finden. 
Es ist bekannt, dass dieser Monarch seinen einzigen Sohn, den er von der Königin Leonore hatte, ohne Nachfolger durch den Tod 
verlor und dass der Thronerbe daher Don Emanuel wurde, der Bruder der Königin und Geschwisterkind des Königs. Dieser künftige Nach 
folger war aber auch der Bruder jenes Herzogs von Viseu, den der König selbst durch Dolchstiche ermordet hatte; nur durch eine beson 
dere Vorsicht war er den Anschlägen seiner Feinde und einer ähnlichen grausamen Behandlung entgangen. Trotz dieser Schonung war aber 
doch so Viel gewiss, dass weder er selbst den König, noch dass dieser einen Prinzen gerne sehen konnte, der ihn nicht allein an seine 
frühere Rache erinnerte, sondern jetzt auch eines Tages die Krone tragen sollte, während sich der König so viele Mühe gegeben hatte, es 
zu verhindern, dass die Regierung auf jene Familie käme. Zu diesen an und für sich schon mächtigen Motiven kam noch ein anderes von 
schloss aber aus der Uebereinstimmung der Namen auf die der Sachen, ohne 
»*) Bei dieser Insel Antilia befindet sich folgende Anmerkung: »Im Jahre 
auf die verschiedene Lage, noch auf den Umstand zu achten, dass das alte An 
»734 nach Christi Geburt, wo ganz Spanien von den Heiden, die aus Afrika 
tilia eine einzige, mitten im Meere allein liegende Insel war, und die neuer 
»kamen, erobert wurde, war die Insel Antilia, genannt »Sieben Städte«, von 
Antillen einen unermesslichen Archipel ausmachen, der schwer gezählt werder 
»einem Erzbischofe und sechs Bischöfen, nebst einer Anzahl von Christen und 
kann. Ein anderer Beweis, welcher aus der Etymologie hergenommen wird. 
»Christinnen, die sich dahin mit ihren Heerden und ihrer Habe aus Spanien ge 
erscheint noch unhaltbarer. Man sagt, dass die neuen Antillen desshalb so ge 
prettet hatten, bewohnt. Im Jahre 1414 näherte sich ihr ein Spanisches Schiff etc. 
nannt würden, weil sie den grossen Amerikanischen Inseln gegenüber liegen, 
Kann nun aus Dem, was wir oben gesagt haben, und worauf sich auch diese 
und will daher annehmen, dass aus gleichem Grunde das alte Antilia so genannt 
Anmerkung bezieht, ein Vernünftiger den Schluss ziehen, dass man zu jener 
worden sei. Wie wäre Dieses aber möglich, wenn auf der Karte, wo diese 
Zeit schon eine Kunde von Amerika gehabt habe: selbst wenn man sich nicht 
Insel erscheint, keine der grossen Amerikanischen Inseln sichtbar wird? Warum 
erinnern wollte, dass (schon wegen ihrer Lage) die Insel Antilia der Alten 
sagen wir nicht lieber, dass die Alten diesen Namen der Insel gaben, weil sie 
eben so fabelhaft war, wie die Inseln St. Brandao, Masculina, Feminina und 
vermutheten, dass dieselbe den Canarischen Inseln gegenüber liege, und be 
andere Eilande jener Schriftsteller? Wenn man den Inseln, die Columbus beim 
ziehen uns so lieber auf den bekannten Theil der Erde, als auf einen damals 
grossen Mexicanischen Meerbusen entdeckte, nicht den Namen Antillen gegeben 
noch vollig unbekannten? 
hätte, so wäre wahrscheinlich das alte Antilia heute gänzlich vergessen. Mar
	        
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