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weil ich fand, dass ein verfinstertes Zimmer nicht durchaus nothwendig
ist. Auch einen Heliostaten habe ich nur selten angewendet, sondern
mich gewöhnlich eines Taschenuhrglases bedient, welches ich auf der
inneren Seite mit einer dicken Auflösung von Asphalt bestrichen, und
mit seiner convexen Seite der Sonne zugewendet hatte. Das in dem
selben entstehende Sonnenbildchen hat eine für alle Beobachtungen hin
reichende Stärke und Kleinheit.
Zur Messung der Ablenkungswinkel diente mir der astronomische
Theodolith unseres Lyceums. Ich hatte denselben in meiner kleinen
Sternwarte aufgestellt, während das Uhrglas ausserhalb derselben in einer
Entfernung von 10 bis 20 Schritten den Sonnenstrahlen ausgesetzt war.
Die Schirme habe ich unmittelbar vor dem Objektive des Fernrohrs be
festigt und die durch die Ortsveränderung des Gitters nothwendig gewor
dene kleine Correktion an den gemessenen Winkeln gehörig angebracht.*)
Aus Mangel eines Mikroscops mit Mikrometer zur Ausmessung der Gitter
habe ich mich mit dem besten Erfolge eines Mittels bedient, welches
HIofrath Gauss zur Bestimmung der Fädendistanzen in den Fernröhren
zuerst angewendet hat. Ich habe nämlich an die Stelle des Fadennetzes
in den Brennpunkt eines horizontal aufgestellten achromatischen Fern
röhrchens das Gitter befestigt, welches ich ausmessen wollte, und alsdann
mit dem Theodolithen durch das Objektiv des Fernrohrs hindurch die
Weite der Oeffnungen etc. in Sekunden bestimmt. Den absoluten Werth
einer Sekunde in Millimeter hatte ich schon vorher auf dieselbe Weise
durch Messung der Winkeldistanz zweier Linien bestimmt, deren abso
lute Entfernung in Millimeter mir bekannt war. Hat das Fernröhrchen
20 Centimeter oder 8 Zoll Focallänge, so nimmt eine Sekunde einen
Raum von 0,0009696 in der Brennweite desselben ein. Man sieht also, dass
man mit Hilfe eines solchen Fernröhrchens und eines Instrumentes,
welches die Winkel bis auf eine Sekunde misst, die Gegenstände bis
auf
Millimeter oder
Zoll genau bestimmen kann.
27000
1000
*) Wir werden unten sehen, dass es bei kleinen Beugungswinkeln einerlei ist, ob der
Schirm senkrecht auf die optische Achse vor dem Objectiv des Fernrohrs befestigt
ist, und sich mit demselben dreht, oder ob derselbe unverrückt auf den einfallenden
Strahlen senkrecht bleibt, während das Fernrohr allein sich dreht.