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unterrichtete ihn von der Einladung, die der Sohn des Fürsten von
Senasena erhielt: denn vor Zeiten war der Vater Bugur’s sein Herr ge
wesen, und er hatte Bugur erzogen; darnach aber sandte ihn Bugur’s
Vater mit andern Geschenken dem Vater Tarun’s: und dieser überliess
ihn seiner Tochter zum Dienst, weil er ein gewandter und verständiger
Diener war. Als er nun sah, wie der Sohn seines alten Herrn, den er
selbst erzogen hatte, und den er liebte, Tarun liebte und sie ihn nicht
sehen wollte, sondern ihr Herz einem andern zuwandte, entdeckte er
ihm alles.
Bugur aber äusserte nichts bis zur Nacht; dann rief er die Vor
nehmen und Anführer seines Heeres zusammen, und sprach zu ihnen:
„Seid gewiss, dass ich von euch nichts fordere, was ich nicht für mich
selbst will, und dass ich euch nur darum gebiete, weil, der Messias
weiss es! ich weiser bin, als ihr es seid.“ Sie antwortéten: „Unser
Herr, sage uns, was du willst, damit wir gehorchen, und dein Wort
vollbringen.“ „So wisset denn, sagte er weiter, dass wir zum Verderben
unserer Seelen gehen; denn diese Araber bestehen nicht aus eigener
Macht, sondern das Auge der Vorschung ist auf sie gewandt und mit
ihnen. Schahriam’s Heer ist nicht grösser, als das des Heraklius, dem
alle Kreuzesdiener beistanden von den äussersten Gränzen der Römer
vom Bosporus und Szaid; und er sandte sein Heer unter Mahan dem
Armenier an den Jarmuk, aber sie besiegten es, und tödteten seine
Feldherrn und seine Reisigen, und gewannen Syrien. Ich weiss, dass
Schahriam vor ihnen nicht bestehen wird am Tage der Schlacht; haben
sie ihm doch schon einen Theil seines Reichs, Roha, Harran, Serudsch,
Amek, Bira, und das Land des Chabur entrissen; Mardin und das
Schloss Marien’s (Ralaa el Marra) 79) ist in ihrer Gewalt; sie haben
Rarkisia mit der Umgegend und die beiden Schlösser Soba und Deluiba
erobert; sie haben den Fürsten Schahriadh getödtet und sein Heer in
die Flucht gejagt. Wenn sie denn das Reich Schahriam’s gewonnen
haben, so werden sie sich gegen euch wenden, euer Land einnehmen,
eure Heere besiegen, eure Schätze rauben, eure Weiber wegführen, und
eure Kinder zu Sklaven machen. Ich rede wohlmeinend für euch. Ich
weiss und bin gewiss, dass die Araber Leute von Wort sind, und dem,
der den Frieden von ihnen sucht, und sich, die Seinigen und seine
Güter und sein Land ihnen ergiebt, ihr Wort halten und treu sind.
Und hört mich ferner: Liebe ist keine Schande. Mein Herz brennt
wegen des Mädchens Tarun; sie aber hängt an Musch von Senasena;
heirathet er sie, so werden sie mit vereinter Macht uns überfallen und
unser Gebiet einnehmen, so dass uns keine Stätte bleibt. Meine Absicht