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ben; und er und seine Begleiter hielten still, um zu sehen, was ihnen
so unerwartet begegnete. Und siche, es waren vierhundert arabische
Reuter, geführt von Amr ben Madi Karb el Sobeidi. Die Veranlassung
dieser Erscheinung war folgende. Als Ijadh den Rudes und Jukinna
mit seinen Gefährten abgesendet hatte, gab er in Betreff des Rudes
Verdacht und Besorgnissen Raum, und sagte: „Es reut mich, ich habe
meinen Freund unbesonnen mit dem Feinde Gottes weggeschickt.“ Zwar
sagte Chalid: „ Emir, quäle dein Herz nicht mit Sorgen für Jukinna,
und besorge nichts von Rudes. Denn ich weiss, dass die römischen
Fürsten ihr Wort halten 76); Treulosigkeit bringt ihnen ewige Schande.“
Aber Ijadh sagte: „0 Ebu Suleiman, wir dürfen nicht sorglos über unsere
Gefährten und seine Begleiter seyn.“ Darum sandte er Amr mit 200 Reu
tern nach Harran und Roha. Dieser griff Arsius an, und nahm ihn mit
allen seinen Begleitern gefangen. Jukinna aber griff unterdessen den
Reiluk, Herrn von Roha, an, und auch dieser ward mit seinen Gefähr
ten gefangen. Dann nahm er die Rleider und den Schmuck Reiluk's,
und liess seine Soldaten die Rleidung und den Schmuck der Gefange
nen anlegen. Diese fesselten sie, zündeten Feuer auf den Pfannen an, und
begaben sich vor Roha. Man öffnete ihnen das Thor, in der Meinung,
es sei Reiluk; die Einwohner von Roha wussten nicht, was sie durch
Gottes Fügung und Rathschluss traf. Als aber Jukinna mit den Seini
gen in die Stadt gedrungen war, erhoben sie das Tehlil und Tekbir.
Reiner der Einwohner wagte auch nur zu reden; und so bemeisterte
sich Jukinna ohne Widerstand aller Schätze, und nahm den Befehls
haber gefangen, und alle Vornehme und Magistratspersonen, von denen
er etwas besorgte. Hierbei leitete ihn ein Vetter Reiluk's, dem er seine
Freiheit und eine Belohnung verheissen hatte. Dann liess er im Ort
solche zurück, denen er vertraute, und marschirte nach Harran, den
Vetter Keiluk's mit sich führend.
Rudes hatte unterdessen den Weg nach Harran angetreten. Und
siehe, er begegnete Amr mit seinen vierhundert, die Arsius gefangen
genommen hatten; und sie fragten ihn um Jukinna, worauf er ihnen
anzeigte, derselbe habe Reiluk gefangen genommen, und sei jetzt auf
dem Wege nach Roha, um sich dieser Stadt zu bemächtigen. Er hin
gegen sandte einige von seinen Begleitern ab, um Jukinna Amr's An
kunft und das Schicksal des Arsius anzukündigen. Als Jukinna dies
erfuhr, fiel er nieder und betete an. Er sandte den Boten zurück mit
der Ermahnung zu cilen: Harran sei nun so gut als gewonnen; er
wollte, sobald er sein Vorhaben ausgeführt, ihnen folgen. Als Jukinna
mit seinen Gefährten und seinen Gefangenen ankam, fand er Harran
schon in ihrer Gewalt.