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nem ganzen Heere zu mir komme. Ich habe ihm deine Schwester
Kalun zur Gemahlin versprochen. Was meinst du zu diesem Plan?“
— „König, antwortete sie, wenn dies deine Absicht auch ist, so lass
doch diese Araber nicht eher aus deinen Händen, als bis du alle
deine Truppen beisammen hast, und bis Derefsil zu dir gestossen ist,
und sie es gesehen haben. Alsdann magst du sie entlassen, und wenn
sie weggehen, so folgen wir ihnen auf dem Fusse nach, und überfallen
ihr Heer.“ „Auch dieser Rath ist nicht gut, antwortete er; ich will zu
ihren Gefährten schicken, und ihrem Emir sagen lassen, dass sie bei
uns mit Ehren behandelt werden, und dass ich beschlossen habe, an
unserm Festtage in einer Versammlung zu berathen, ob wir Frieden
schliessen und Kopfsteuer bezahlen, oder ob wir kämpfen, und der
Messias möge dann helfen, wenn er wolle. Wir lassen ihnen ferner sagen,
dass sie zu uns nach der Wiese Wastan kommen,“— diess ist eine grosse
Wiese, die sehr zweckmässig zu einer Schlacht ist, — „denn in unserm
eignen Lande sind wir ihnen gewiss überlegen. Sobald aber die Schlacht
begonnen ist, will ich einige von meinem Heere ausschicken, um alle
Wege zu besetzen, damit kein einziger entkommen kann. Hierauf mar
schiren wir mit diesem Heere nach Diarbekr und Rebia, und erobern
diese Länder, und äusser uns wird kein anderer Fürst im Lande sein.“
Tarun versetzte: „Thue, wie du willst; ich stehe zu deinem Befchl.“
Dann begab sie sich in ihr Zimmer. Sobald sie bemerkte, dass ihr
Vater seine Thür verschlossen und sich zur Ruhe gelegt hatte, verliess
sie ihr Zimmer, und begab sich zu den Gefährten des Propheten, und
zeigte ihnen an, was sie mit ihrem Vater gesprochen hatte, und welche
Absichten er hegte. Chalid und Jukinna dankten ihr, und Chalid sagte:
„Gott hat unsere Angelegenheiten gut geleitet, und ist unablässig be
müht, sie zum Besten zu wenden.“ „Wie so?“ fragte Jukinna. — „Gott
sei gelobt, antwortete Chalid, unsere Sache wird einen glücklichen Aus
gang haben, und zur Verherrlichung unsers Glaubens dienen, und das
Ende der Geduld ist Ruhm. Wer sich übereilt, wird in seinen Unter
nehmungen scheitern; wer ausharrt, wird sein Ziel erreichen. Dieser
Mann will die Fürsten des Landes und ihre Heere versammeln, und
gegen uns marschiren. Mein Rath ist nun, dass wis ausharren, bis sie
beisammen sind, und Tarun Fürstin des Landes ist.“ — Tarun versetzte:
„Bei Gott, der Gefährte des Propheten hat wahr gesprochen; ich aber
werde, will’s Gott, alles in eure Hände liefern; mein Vater kann mich
nur in der Kirche in Gegenwart der Befehlshaber der Schlösser und
Festungen und der übrigen Fürsten zur Königin erklären, und ihnen
den Huldigungseid abnehmen; alsdann werden wir das Weitere berathen.