122
damit ihr uns Gerechtigkeit gewähret, und uns mit den Bewohnern des
Landes auf gleichem Fusse behandelt.“ Auf Chalid’s Frage, wie viel
sie als Friedenspreis erlegen würden, sagten sie: „So viel du willst.“
Chalid versetzte: „Wir wollen nur das, wodurch wir uns Gottes Wohl
gefallen erwerben, und die Völker, die sich unter unsern Schutz bege
ben, erfreut werden. Denn wer nicht barmherzig ist, der wird auch
nicht Barmherzigkeit finden. Unser Prophet hat gesagt: Der wird nicht
Barmherzigkeit finden, der sich nicht anderer erbarmt. Und er hat ferner
gesagt: Erbarmet euch, und man wird sich eurer erbarmen; vergebet,
und es wird euch vergeben. Ein Araber aus Medina kam zu ihm und
sagte: O Gesandter Gottes, ich habe eine Ziege gefunden, und mich
ihrer erbarmt. Dafür wird sich deiner Gott erbarmen, sagte der Pro
phet. Darauf ging er hinein, und entliess den Araber; Gott aber befahl
ihm wieder zurcükzukehren; die Ziege hatte ein Junges, das sie bald
mit dem Hufe streichelte, bald beleckte; da sagte der Prophet; Seht dieses
Thier, wie es sich über sein Junges erbarmt; so erbarmt sich auch Gott
über seine Verehrer.“ Als die Abgeordneten diess hörten, erheiterte sich
ihr Angesicht, und sie sprachen: „Die Wahrheit hat euch geholfen, und
wir schen, dass euer Glaube wahr ist.“ Hierauf legten sie das Be
kenntniss des Islam ab, und kehrten zurück. In der Kirche berichteten
sie über den Erfolg ihrer Sendung, und was sie geschen hätten von
dem vortrefflichen Lebenswandel der Araber und wie sie das Bekenntniss
des Islam abgelegt hätten, und sagten: „Wir wollen uns nicht von euch
wenden, wiewohl hier der Rath schwer ist; aber was euch gefällt, ge
fällt uns.“ Die meisten traten nun zum Islam über.
Die Fürstin holte nun alle Schätze ihres Mannes hervor, und
schickte sie durch ihre Diener zum Chalid, und liess ihn bitten, dass
er zu ihr herüber komme; sie liess die Brücke nieder, und Chalid
setzte mit seinem Heere über, und lagerte sich in der Nähe des Schlosses,
an einem Oste, der dasselbe beherrschte. Darauf kam die Fürstin in's
Lager, und sah die schöne Andacht der Araber und ihre Lebensweise;
wie sie dieser Welt entsagten und nach jener trachteten, wie sie sich
mit dem Lobe Gottes beschäftigten, und mit Geduld umgürteten; wie
sie ihre Begierden bezähmten. Dadurch wurde sie veranlasst, den
Islam anzunehmen, worauf Chalid zu ihr sprach: „Möge Gott dein
Islam wohlgefällig, und dir und uns gnädig sein. Behalte dein Schloss,
und niemand soll dich da stören.“
Auch Jukinna sah sie, und sprach zu Chalid: „Ich möchte wohl,
dass sie mir angehörte. Der Prophet sagt: Arm, sehr arm ist der
Mann, der keine Frau hat; arm, sehr arm ist die Frau, die keinen