Full text: Mueller, Johannes: Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen und der Thiere nebst einem Versuch über die Bewegungen der Augen und über den menschlichen Blick

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des Reizes bedingt nicht Negation der Empfindung. An 
dieser Grenze empfindet sich das Auge noch dunkel. Aber Ne 
gation der Empfindung negirt auch das sinnlich Dunkele. Die 
Netzhaut, wo sie die Empfindung der räumlichen Grenze 
hat, empfindet ihre eigene räumliche Ausdehnung in der 
Energie des Lichtes. Es wird kaum nöthig seyn, nach die 
sen Erörterungen zu erklären, was wir von der Newto 
nischen Farbenlehre halten müssen. Die subjectiven Farben 
entstehen dem Auge in dem Uebergange aus dem Zustande 
einer lebhaften Affection in den der Ruhe. An diesen Gren 
zen ist die Empfindung des Lichten und des Dunkeln, in 
dem Uebergange die der Farben. Die Entstehung der Far 
ben, welche wir objective nennen, obgleich ihre Bestim 
mungen, wie wir gezeigt haben, nur objectiv sind, ist die 
selbe. Mit allen erklärungssüchtigen Operationen, wie sie 
das dogmatische Newtonische Theorem veranlaßt hat, wird 
nichts ausgerichtet, als daß die objectiven Bedingungen der 
rein sinnlichen Farbenentstehung verändert werden. Dieß 
jedoch hier nur beiläufig; wir wollen diesen Seitenweggenauer 
verfolgen, wenn wir unser Bekenntniß über die Göthische 
Farbenlehre in einem spätern Abschnitte offen darlegen 
werden. 
Ein geistreicher und verdienstvoller Naturforscher, 
Steinbuch*), hat die Vorstellung des Räumlichen in den 
Sinneserscheinungen den verschiedenen Sinnessubstanzen 
selbst abgesprochen und den mit den Sinnen verbundenen 
Bewegungsorganen zugetheilt. So empfinde die Netzhaut 
nicht das räumliche Nebeneinander der Objecte in den Bil 
dern; sondern diese Perception werde durch die Contrac 
tion der Augenmuskeln vermittelt. Beleuchtet, werde der 
kleinste Theil der Netzhaut, ein Punkt derselben, durch die 
) Beiträge zur Physologie der Sinne. Nürnberg 1811. 8.
	        
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