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Körper und von dem Tanze sugt man, daß er eine Ver
sinnlichung der freien cosmischen Bewegungen sey. Aber
die Bewegungen der Augen, die den Tanzenden folgen,
können auch frei ohne äußeres Ziel und Maß seyn. Es
giebt einen Tanz der Augen in diesem Sinne, und ein
bachantisches Trunkenseyn der Augen aus verschwenderischer
Lebensfreude. Apulejus erzählt von einer pantomimi
schen Darstellung jenes Streites der Göttinnen um die
Schönheit, in welcher die Venus mit ihren Augen getanzt
habe. Diese Schilderung ist so treffend und fein, daß ich
sie aus dem Original mittheilen muß. Quibus spectatorum
pectora suave mulcentibus longe suavior Venus placide
commoveri, contantique lente vestigio et leviter fluc
tuante spinula et sensim annutante capite coepit ince
dere, mollique tibiarum sonu delicatis respondere gesti
bus, et nunc mite conniventibus nunc acre comminantibus
gestire pupillis et nonnunquàm saltare solis oculis *).
In dieser Bezeichnung liegt der durchdringende Wechsel der
Sehweiten und die harmonische Bewegung der Augen in
der Breite. Die Buhlerinn kennt diesen Tanz der Augen,
sie weiß, daß er lockend ist, wie der Tanz überhaupt zur
Theilnahme einladet. Die Alten nannten solche Augen
òoSaduol złożouévou, xvuaivoyreg éavrovg **).
Diese Bewegungen geschehen auch oft auf eine andere
Art. Das Auge bleibt in einer unvollkommenen Firation
auf dem Gegenstande der Betrachtung ruhen, und das
*) APULrji opera omnia. ed. RvarkEn. Lugd. Batav. 1785.
T. I. p. 745.
**) Beim GELLIvS, N. A. heißen diese Augen oculi ludibundi
et illecebrae pleni. Vergl. J. APRICAEI comment. in metam.
Apuleji libr. X ed. R. T. III.