Full text: Mueller, Johannes: Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen und der Thiere nebst einem Versuch über die Bewegungen der Augen und über den menschlichen Blick

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Körper und von dem Tanze sugt man, daß er eine Ver 
sinnlichung der freien cosmischen Bewegungen sey. Aber 
die Bewegungen der Augen, die den Tanzenden folgen, 
können auch frei ohne äußeres Ziel und Maß seyn. Es 
giebt einen Tanz der Augen in diesem Sinne, und ein 
bachantisches Trunkenseyn der Augen aus verschwenderischer 
Lebensfreude. Apulejus erzählt von einer pantomimi 
schen Darstellung jenes Streites der Göttinnen um die 
Schönheit, in welcher die Venus mit ihren Augen getanzt 
habe. Diese Schilderung ist so treffend und fein, daß ich 
sie aus dem Original mittheilen muß. Quibus spectatorum 
pectora suave mulcentibus longe suavior Venus placide 
commoveri, contantique lente vestigio et leviter fluc 
tuante spinula et sensim annutante capite coepit ince 
dere, mollique tibiarum sonu delicatis respondere gesti 
bus, et nunc mite conniventibus nunc acre comminantibus 
gestire pupillis et nonnunquàm saltare solis oculis *). 
In dieser Bezeichnung liegt der durchdringende Wechsel der 
Sehweiten und die harmonische Bewegung der Augen in 
der Breite. Die Buhlerinn kennt diesen Tanz der Augen, 
sie weiß, daß er lockend ist, wie der Tanz überhaupt zur 
Theilnahme einladet. Die Alten nannten solche Augen 
òoSaduol złożouévou, xvuaivoyreg éavrovg **). 
Diese Bewegungen geschehen auch oft auf eine andere 
Art. Das Auge bleibt in einer unvollkommenen Firation 
auf dem Gegenstande der Betrachtung ruhen, und das 
*) APULrji opera omnia. ed. RvarkEn. Lugd. Batav. 1785. 
T. I. p. 745. 
**) Beim GELLIvS, N. A. heißen diese Augen oculi ludibundi 
et illecebrae pleni. Vergl. J. APRICAEI comment. in metam. 
Apuleji libr. X ed. R. T. III.
	        
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