Full text: Mueller, Johannes: Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen und der Thiere nebst einem Versuch über die Bewegungen der Augen und über den menschlichen Blick

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tion und also einer beweglichen Neigung der Sehachsen 
nicht ermangeln, nicht selten mit einer moralischen Ver 
kehrtheit verbunden sind. In diesem Sinne scheint die 
Bezeichnung oculi foetidi von Catilina beim Sallustius 
gemeint zu seyn; womit die folgende Bezeichnung: modo 
celer, modo tardus incessus, prorsus in facie vultuque 
vecordia inerat, trefflich stimmt. Notat et designat ocu 
lis ad caedem unumquemque nostrum. Cic. Cat. I. 1. 
Animus audax, subdolus, varius, cujuslibet rei simu 
lator ac dissimulator, alieni appetens, sui profusus, 
ardens cupiditatibus, satis eloquentiae, sapientiae pa 
rum. Die Extreme liegen auch hier in Hinsicht des Blickes 
in den Leidenschaften. 
Wir müßten dasjenige, was früher im Allgemeinen 
von den Bewegungen der Augen gesagt worden, wieder 
hohlen, wenn wir näher angeben wollten, welche Art des 
beweglichen Blickes schön genannt zu werden verdiene. 
Wir wollen uns Alles dessen durch einen schönen Vergleich 
des Porta erinnern. Er sagt nämlich von dem Blicke des 
guten Menschen: gli occhi si movano come l’acqua nel 
le vase. Ich will hier nur auf einen Unterschied des be 
weglichen Blickes aufmerksam machen, der nicht unwichtig 
ist. Dieß betrifft den Blick während dem Anschauen der 
Gesichtsobjecte, und den freien beweglichen Blick ohne 
Aufmerksamkeit auf das Einzelne des Gesichtsfeldes, dessen 
Bestimmungsgründe in der Lust und Unlust der Seele 
selbst liegen. 
Ein wohlgebildetes Auge geht, wo es immer kann 
in Bogenlinien von einem Gegenstande zu anderen firirend 
über. Dem bescheidenen, anspruchslosen und dann auch 
wohl vorzugsweise weiblichen Blicke ist es eigen, daß diese 
Bogenlinien öfter nach unten als nach oben conver sind. 
Das Auge muß von dem Reichthum seiner Bewegun 
gen Gebrauch zu machen wissen, ohne deshalb lururiös
	        
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