Full text: Mueller, Johannes: Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen und der Thiere nebst einem Versuch über die Bewegungen der Augen und über den menschlichen Blick

Urkunde zuwider, daß ihr Inhalt nach seinem wört 
lichen Sinne verstanden werde. Denn wenn das 
Leuchten dem Auge selbst einwohnt, wozu bedarf es 
des äußern Lichtes als solchen zum Sehen; jeder 
Reiz wird das Leuchten in dem Auge hervor 
rufen, wodurch wir den Reiz selbst leuchtend zu sehen 
vermeinen. 
Die späteren und zum Theil auch neueren phi 
losophischen Lehren über die Entstehung der äußeren 
Sinne sind noch ganz auf diesem Platonischen 
Standpunete. 
Dem Lichte sey das Auge gleich gebildet; der Be 
wegung entspreche das Gehör, dem Chemismus 
der gasförmigen und tropfbarflüssigen Substanzen 
der Geruch und der Geschmack, der Schwere das 
Gefühl. Alle diese Dinge, das Licht, die Bewe 
gung, der Chemismus, die Schwere seyen auch 
im thierischen Organismus, nur seyen einige Theile 
mehr dem Licht homogen, andere bewegend, andere 
mehr chemisch wirkend, und der sich selbst em 
pfindende Organismus empfinde sein eigenes 
Schwerseyn als Gefühl, seinen eigenen chemi 
schen Proceß als Salziges, Saures, Wärme,
	        
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