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Amphitheater!) sind, an der Rennbahn; für den Mars außerhalb der
Stadt, und zwar am städtischen Tummelplatz, und ferner für die
Venus am Hafen. Dieß ist auch von den etruscischen Haruspices in
den Schriften ihrer Kunde so angezeigt, daß die Heiligthümer der
Venus, des Volcanus und des Mars außer der Stadt angelegt wer¬
den, deshalb, damit die Genußsucht der Liebe bei den Jünglingen
und Familienmüttern nicht einheimisch werde, ferner, weil dadurch
daß man die Macht des Volcanus mit Gebräuchen und Opfern aus
den Mauern herausgerufen, die Gebäude von den zu befürchtenden
Bränden befreit bleiben dürften, und endlich weil, wenn Mars außer¬
halb den Mauern eine geweihte Stätte erhalten hat, unter den Bür¬
gern kein bewaffneter Zwiespalt entstehen wird, sondern der Gott die
gegen die Feinde vertheidigten Mauern vor der Gefahr des Krieges
bewahren wird. 2. Auch der Ceres ist ein Platz außerhalb der
Stadt zuzutheilen, und zwar an einem Orte, welchen die Menschen,
außer zum Opfer, nur höchst selten zu betreten nöthig haben, da diese
Stätte mit frommer Scheu, keusch und mit heiligen Sitten verehrt
werden soll. Auch den übrigen Göttern sind nach der Art ihrer
Opfer für ihre Tempel geeignete Plätze zuzutheilen.
1) Die etwas befremdliche Erwähnung der Amphitheater in augusteischer
Zeit hat namentlich W. Newton veranlaßt, den Vitruvius in die Zeit unter
Titus zu verlegen. Doch hat es in augusteischer Zeit gewiß schon in mehreren
Städten Italiens steinerne Amphitheater (der lange vorausgehenden hölzernen
nicht zu gedenken), ja selbst in Alexandria in Aegypten und in Nysa in Karien,
von welchen beiden Städten um 730 d. St. Strabo XVII. 795; XIV. 643.
Amphitheater erwähnt, gegeben, wenn auch das von Statilius Taurus i. J.
725 d. St. erbaute steinerne Amphitheater, welches mithin ungefähr in die Zeit
des Regierungsantrittes des Augustus gehört, das erste erweisliche derartige
Gebäude von Stein in Rom ist. Es hat zwar die frühere Annahme, daß diese
Gebäudeform in Etrurien ihre Heimat habe, durch die bisher bekannt gewor¬
denen derartigen Ueberreste in Etrurien, welche alle römischen Ursprungs sind
keine Bestätigung gefunden, wohl aber gehören wahrscheinlich einige campanische
Amphitheater in die Zeit der Nepublik (Henzen, Atti della pontif. acad. di arch.
XII. p. 74), wie namentlich das von Pompeji (Henzen, Annal. dell' Inst. di
Corr. arch. 1859. p. 211. und Garucci, Sull' epoca dell' ant. Pomp. Rull.
Ital. 1862. p. 13). Vgl. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte
Roms Bd. II. Anhang über die Spiele.
Vitruvius, Architektur.
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