Full text: Vitruvius: Des Vitruvius Zehn Bücher über Architektur

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borgenen Gesetze des Himmels durch künstlich erfundene Dinge die 
göttliche Wahrheit erzwingen. Man macht nämlich eherne hohle 
Aeolipylen, diese haben eine möglichst enge Oeffnung, durch welche 
sie mit Wasser gefüllt werden, dann stellt man sie an's Feuer, und 
bevor sie warm werden, zeigt sich keinerlei Hauch, sobald sie aber sich 
zu erhitzen anfangen, bewirken sie am Feuer ein heftiges Gebläse. 
So kann man aus dem kleinen und sehr kurzen Schauspiel Kenntniß 
und Urtheil über die großen und unermeßlichen Naturgesetze des Him¬ 
mels und der Winde schöpfen. 
3. Durch die Ausschließung der Winde wird man nicht blos 
einen für Gesunde zuträglichen Ort schaffen, sondern auch die aus 
irgendwelchen andern Einflüssen entstandenen Krankheiten, welche an 
andern gesunden Orten durch entgegenwirkende Heilmittel gehoben 
werden, dürften an diesen wegen der gleichmäßigen Temperatur durch 
Ausschließung der Winde leichter beseitigt werden können. Es gibt 
aber auch Uebel, welche in den oben erwähnten Heilplätzen nur schwer 
geheilt werden, nämlich Beschwerden der Luftröhre, Husten, Seiten¬ 
stechen, Schwindsucht, Blutauswurf und andere Uebel, welche nicht 
durch Entziehung, sondern durch Zusetzen gelindert werden. Diese 
werden deshalb schwer durch ärztliche Kunst geheilt, erstlich weil man 
sie sich durch Erkältung zuzieht; dann weil die Luft, nachdem durch 
die Krankheit die Kräfte der Kranken herabgekommen sind, durch die 
Bewegungen der Winde verdünnt wird und zugleich den kranken 
Körpern die Säfte entzieht und sie noch siecher macht. Dagegen eine 
milde und dicke Luft, welche keine heftige Strömung hat, noch ein 
häufiges Hin- und Herfluthen, nährt und stärkt diejenigen, welche 
mit diesen Krankheiten behaftet sind, indem sie an die Glieder der¬ 
selben ansetzt. 
4. Einige halten dafür, daß es vier Winde gebe: von Osten 
(dem Sonnenaufgang, zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche) den So¬ 
lanus, von Süden den Äuster, von Westen (Sonnenuntergang, zur 
Zeit der Tag- und Nachtgleiche) den Favonius, von Norden den 
Septentrio. Aber diejenigen, welche dieß sorgfältiger untersucht 
haben, überlieferten, daß ihrer acht seien, und zwar hauptsächlich 
Andronikos aus Kyrrhos *), welcher auch als ein Vorbild zu Athen 
1) In Makedonien oder Syrien, nach dem Namen wahrscheinlich aus ersterem.
	        
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