Full text: Vitruvius: Des Vitruvius Zehn Bücher über Architektur

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Länge des Drückers (1) soll drei Viertel, dessen Dicke ein Viertel, 
desgleichen die Dicke seines Zapfenlagers; die Länge des Hebels (m), 
welcher auch Handhabe genannt wird, drei, dessen Breite und Dicke 
ein halb; die Länge des Läufers (n) aber sechzehn Spannlochdurch¬ 
messer, die Dicke ein halb, die Höhe drei Viertel betragen'). Die 
Basis (o) 2) des Ständers (p) am Boden soll acht Spannloch¬ 
*) Der Läufer, welcher bei den Griechen Diostra heißt, ist ein Stück Holz 
von der Länge eines Pfeiles und in Breite und Dicke von solchen Dimensio¬ 
nen, daß es genau in die Rinne der Laffete, welche durch die Läuferbahn mit 
den beiderseits angenagelten sogenannten Backenleisten gebildet wird, paßt und 
in derselben hin und her geschoben werden kann. Dieser Läufer nun enthält 
die Rinne, in welche der Pfeil gelegt wird, und zwar so, daß die Sehne hinter 
das hintere Ende des Pfeiles kommt, um im gewünschten Augenblick den Pfeil 
abschnellen zu können. Um aber dieß in's Werk zu setzen, muß die Sehne, wenn 
man den Läufer, der an seinem hinteren Ende an das um den Haspel ge¬ 
schlungene Seil gebunden ist, zurückzieht, durch einen hakenförmigen Drücker (1) 
am Läufer festgehalten werden, um durch das Zurückziehen des Läufers gespannt 
werden zu können. Erst wenn der Läufer durch Haspelumdrehung so weit als 
möglich zurückgezogen und die Sehne straff gespannt war, löste man vermittelst 
des Schlußhebels den hakenförmigen Drücker, und die losschnellende Bogensehne 
schleuderte den Pfeil. 
Das Losschnellen aber mußte dann eintreten, wenn der 
Drücker oder Hahn, welcher in seiner Mitte in einer horizontalen Axe ging, 
mit seinem vorderen Ende sich hob, wodurch sein Haken am vorderen Ende 
die Sehne nicht mehr 
halten konnte. Diese Hebung des vorderen Endes wurde 
durch eine Senkung des hinteren Endes erwirkt, welche ein besonderer Hebel 
vermittelte. K. und N. erklären diesen letzten Vorgang so, daß der Drücker 
an seinem massiven hinteren Ende schwerer, als an seinem vorderen ausge¬ 
schnittenen Hakenende, und also für gewöhnlich mit seinem vorderen Ende ge¬ 
hoben gewesen sei. Beim Spannen nun habe man das kurze Ende des Schu߬ 
hebels (m), der sich horizontal um eine senkrechte Are dreht, unter das hintere 
Ende des Drückers geschoben, um dadurch das Niedergehen des hinteren Endes 
und das Offenstehen des Drückers (Hahnes) zu verhindern. Der Schuß aber 
habe sich vollzogen, sobald man durch einen horizontalen Druck auf jenen Hebel 
diesen wieder unter dem hinteren Ende des Drückers herausgeschoben, wodurch 
das hintere Ende durch seine eigene Schwere gesunken sei, das vordere aber 
sich geöffnet und die Sehne entlassen habe. 
2) Das Gestell der vitruvischen Katapulte enthält zunächst einen Haupt¬ 
ständer (p), welcher unten in ein Querstück (o) eingezapft ist, dessen Nichtung 
die der Laffete rechtwinklig schneidet. Da Vitruv für diese Basis (o) nur eine 
Längendimension angibt, nehme ich auch dafür kein mehrtheiliges Fußgestell an, 
sondern nur einen Balken von acht Spannlochdurchmesser Länge. Ein solcher 
genügt auch vollständig, denn wie dadurch in der Breite zwei Stützpunkte ge¬
	        
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