Full text: Vitruvius: Des Vitruvius Zehn Bücher über Architektur

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(III.) 5. Wenn aber Riesenlasten an Größe und Gewicht zu 
versetzen sind, so ist die Anwendung des Haspels nicht zulässig, son¬ 
dern so wie sonst ein Haspel in die Zapfenlager eingefügt ist, so 
schließe man da einen Wellbaum ein, der in der Mitte eine Seil¬ 
trommel!) hat, welche Einige Rad, die Griechen aber Amphieryon? 
oder Peritrochion (Kreisläufer) nennen. 6. Bei diesen Maschinen 
aber werden die Flaschen nicht auf dieselbe Weise wie oben, sondern 
etwas abweichend eingerichtet: sie haben nämlich unten und oben 
doppelt neben einander gestellte Rollen. Dann wird das Zugseil so 
weit durch den Ring der unteren Flasche gezogen, bis die beiden 
Enden bei ausgespanntem Seile gleich lang sind, und wird hierauf 
dort an der unteren Flasche mit einem dünneren Stricke so umwun¬ 
den und zusammengeschnürt und beide Theile des Seiles so zusam¬ 
mengefügt, daß es sich weder nach rechts noch nach links verrücken 
kann. Hierauf hebe man die beiden Enden des Seiles zur oberen 
Flasche hinauf und schlage sie von der äußeren Seite aus um die 
beiden unteren Rollen derselben, führe sie dann wieder herab und 
schlinge sie von der inneren Seite um die Rollen der unteren Flasche, 
führe sie dann abermals hinauf rechts und links 3) bis an das obere 
Ende der oberen Flasche und lege sie um das obere Rollenpaar der¬ 
selben; 7. und nachdem dieß von der äußeren Seite aus geschehen, 
führe man sie zum Wellbaum herab und binde sie dort rechts und 
links von der Seiltrommel fest an. Dann aber schlingt man um die 
Seiltrommel ein anderes Tau und führt dieß zu einem Göpel *). 
Mit diesem dann herumgedreht, dreht das Seil auch die Trommel 
und den Wellbaum, die Zugseile werden dadurch, daß sie sich um den 
Wellbaum aufwinden, gleichmäßig gespannt und heben so die Lasten 
1) Eine Verstärkung des Wellbaumes, d. h. einen Cylinder mit größerem 
Durchmesser, als ihn der Cylinder des Wellbaumes hat. 
2) Nach Marini, sonst schrieb man seit Joeundus (auch Schneider) äu¬ 
wiosvoiv, statt den sinnlosen Schreibweisen „amphiesen, amphieren, amphier¬ 
sen, amphresen“ der Handschriften. Beide Correcturen entsprechen dem Sinne 
des Drehens. 
3) D. h. parallel neben einander laufend. 
4 ergata, Göpel oder Erdwinde, unterscheidet sich dadurch von einer su¬ 
cula (Haspel), daß letztere einen horizontalen, erstere einen vertikal gestellten 
Wellbaum hat.
	        
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