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schwarz ist, nehme man das Blech vom Feuer, und wenn der Zinno¬
ber, nachdem er wieder erkaltet ist, seine-frühere Farbe wieder an¬
nimmt, so hat er sich als ungefälscht erprobt: wenn er aber die
schwarze Farbe behält, so dürfte er sich als gefälscht erweisen (?).
6. Wie man sich also bezüglich des Zinnobers behelfen könne,
habe ich angegeben. Das Berggrün!) wird aus Macedonien ein¬
geführt; es wird aber in der Nähe von Kupferbergwerken gegraben.
Armenischblau 2) und Indigo zeigen durch ihre Namen selbst an, in
welchen Gegenden sie gewonnen werden.
Zehntes Kapitel.
Künstliche Farben. Schwarz
(IX.) 1. Ich will nun zu den Farben übergehen, welche, aus anderen
Stoffen durch gewisse Verarbeitungen in solche verwandelt, die Eigen¬
schaften von Farben annehmen, und zuerst von dem Schwarz sprechen,
dessen Verwendung in den Gebäuden unentbehrlich ist, damit die Art
und Weise, wie dasselbe kunstgerecht bereitet wird, bekannt sei. 2. Es
wird nämlich ein Raum, wie das Lakonikum (Schwitzbad), gebaut
und in Marmorstuck sorgfältig abgeschliffen und geglättet; vor dem¬
selben wird ein Ofen angebracht, von welchem aus Abzugslöcher in
das Lakonikum führen und dessen Schürloch wohlbedacht sehr niedrig
und eng angelegt 3), daß die Flamme nicht herausschlägt. In dem
Ofen wird Harz aufgehäuft: die Gewalt des lodernden, Brandes aber
zwingt dieses, den Rauch durch die Abzugslöcher in das Lakonikum
zu entsenden, wo er rings an den Wänden und an der Wölbung der
Decke hängen bleibt: nachdem man ihn dann gesammelt, wird er
*) Chrypocolla, saftgrün (Plin. XXXIII. 27).
2) Bläulichgrün. Die Handschriften geben menium, das Compend. Archi¬
tecturiae „argentum“. Menium ist offenbar Schreibfehler durch Weglassen der
beiden ersten Buchstaben; das einzige Wort aber kann beweisen, daß nicht Vi¬
truv vom Compendium entlehnt habe, wie Schultz will, sondern daß argentum
ein Mißverständniß des (Ar)menium war.
3) comprimitur. Die meisten Erklärer, auch Schneider und Marini, ver¬
stehen unter comprimere verschließen.