Full text: Vitruvius: Des Vitruvius Zehn Bücher über Architektur

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Gips beigemischt werden, sondern sie müssen aus Marmorpulver, und 
zwar in ununterbrochener Arbeit, hergestellt werden, damit durch 
frühere Arbeit nicht der Nachtheil entstehe, daß die Sache nicht gleich¬ 
mäßig trockne. Auch vermeide man bei Anlage von gewölbten Kam¬ 
mern die Art und Weise früherer Baumeister, weil die Ausladung 
der nach Art jener hergestellten Gesimse, die mit großer Schwere 
überhängt, gefahrdrohend ist. 
4. Von den Gesimsen aber kommen bald glatte, bald verzierte 
zur Anwendung. In Zimmern, wo entweder eine Feuerstelle ist, oder 
wo mehrere Lichter gestellt werden, müssen sie glatt sein, damit sie 
um so leichter abgekehrt werden können; in Sommergemächern da¬ 
gegen und in Exedren (Sprechsälen), wo Rauch und Ruß am we¬ 
nigsten Schaden anrichten können, sind sie ornamentirt herzustellen. 
Immer aber schlägt sich der Rauch nicht blos von den eigenen, son¬ 
dern auch von benachbarten Häusern an dem Weißstuck, dessen blen¬ 
dendes Weiß sehr empfindlich ist, nieder. 
5. Nachdem die Gesimse hergestellt sind, bewerfe man die 
Wände möglichst rauh, nachher aber bringe man über dem trockenen 
Rauhanwurf den feinsandigen Verputz so an, daß die Richtung genau 
eingehalten werde, nach der Länge dem Richtscheit und der Schnur, 
nach der Höhe dem Senkblei und in den Ecken dem Winkelmaße ent¬ 
sprechend. So aber wird die Oberfläche des Verputzes für Gemälde 
tadellos werden. Während der Anwurf trocknet, füge man einen 
zweiten und dritten hinzu, denn je besseren Grund der feinsandige 
Anwurf hat, desto mehr steigert sich die Festigkeit und Dauerhaftig¬ 
keit des Verputzes. 
6. Nachdem außer dem Rauhanwurf nicht weniger als drei 
Schichten feinsandigen Mörtels angebracht sind, so mache man dann 
einen Anwurf von grobgestoßenem Marmor zurecht, welches Material 
so hergestellt wird, daß es beim Abarbeiten nicht an der Mörtel¬ 
scharre hängen bleibt, sondern daß man das Eisen rein aus der Mör¬ 
teltruhe herauszieht. Ist der grobe Anwurf hergestellt und im Trock¬ 
nen begriffen, so werfe man eine zweite Schicht aus mittelfeinem 
Marmorstuck an: ist diese verputzt und gut abgeschliffen, so werfe 
man noch feineren an. So werden die Wände, nachdem sie durch
	        
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