Full text: Vitruvius: Des Vitruvius Zehn Bücher über Architektur

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Zweites Rapitel. 
Schatzhaus, Kerker und Curia. 
(III.) 1. Das Schatzhaus, der Kerker, die Curia (das Rathhaus) 
müssen an das Forum anstoßend errichtet werden, jedoch so, daß die 
Größe ihrer Maßverhältnisse dem Forum selbst entspreche. Dieß gilt 
am meisten von der Curia, welche ganz besonders der Würde der 
Municipalstadt oder des Freistaats entsprechend erbaut werden muß. 
Wenn nun diese von quadratischer Form sein wird, so muß ihr 
Breitenmaß und dazu noch die Hälfte desselben *) für die Höhe be¬ 
stimmt werden; wenn sie aber länglich sein wird, so rechne man 
Länge und Breite zusammen und bestimme die Hälfte der sich erge¬ 
benden Summe für die Höhe bis unter die Decke. 2. Außerdem 
muß man die Innenseite der Wände in halber Höhe mit Gesimsen 
von Holzschnitzarbeit oder Stuck umgürten; denn wenn diese nicht 
vorhanden sein werden, wird die Stimme der Discutirenden, in die 
Höhe verschlagen, den Zuhörern nicht vernehmlich sein können; wenn 
aber die Wände mit Gesimsen umgürtet sind, wird die Stimme, 
unten aufgehalten, ehe sie in die Luft verschlagen sich zerstreut, dem 
Ohre vernehmlich sein. 
unwahrscheinlich, hier aber wegen der Unregelmäßigkeit der Balkenlage in der 
Mitte durch die Einfügung des Tempelfirstes ganz unannehmbar. — Was dann 
die Treppen=Aufgänge betrifft, so waren sie, wenn sie sich im Innern befanden 
nirgend schicklicher anzubringen, als zu beiden Seiten vor dem Pronaos, wo 
ohnedieß die Unterbrechung und der Abschluß des Obergeschosses sehr unschön 
ist, oder es müßten etwa in der auf meinem Plane angedeuteten Weise beson¬ 
dere Treppenhäuser seitlich angelehnt gewesen sein. 
*) dimidia addita. Es ist mir unverständlich, warum quadratische Säle 
eine so unverhältnißmäßige Höhe haben sollen, die doppelte der oblongen. Die 
Editio Sulp. läßt daher das Wort addita fallen, wonach die Höhe gleich der 
Hälfte einer Seite des Quadrats wird. Dadurch wird aber der Saal wieder 
so niedrig, daß es der Schallgesimse kaum mehr bedürfte. Ich vermuthe daher 
hier eine Lücke und glaube, daß auch hier, dem Verfahren bei oblongen Salen 
ganz entsprechend, von der Summe einer ganzen und einer halben Seitenlange 
die Hälfte für die Höhe genommen werden sollte. Doch ist nicht zu verschwei¬ 
gen, daß sich sowohl für die quadratischen Salons, als für die sog. kyzikenischen 
Säle B. VI. Kap. 3 dasselbe Höhenverhältniß findet.
	        
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