ZEHNTES BUCH. XIX. KAPITEL.
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Da es ihnen aber an den, zum Schleifen erforderlichen, eisernen
Werkzeugen fehlte; so inahmen sie einen Balken, hielten ilin mit
Händen emport und stiefsen mit dessen Kopf unabläfsig oben gegen
die Mauer, warfen so die obersten Lagen der Steine herab und
fuhren dann nach und nach weiter fort, bis die ganze Verschan¬
zung zerstört war.
Diese Erfindung veranlasste nachher einen Künstler aus Tyrus,
Namens Pephasmenos, einen Mast aufzurichten und daran
einen andern in die Quer, gleich einem Wagebalken —trutina,
zu hängen, den er hin und her schwang und so, vermittelst der
heftigsten Stöfse, die Mauer der Gaditaner einstiefs.
Ketras von Chalkedon verfertigte aus Zimmerholz zuerst
ein Fussgestell mit Rädern und schlug oben über Ständer und Joch¬
träger — juga— Bolen — varae —: Hierein hieng er den Sturm¬
bock und deckte Ochsenhäute darüber, zum Schutze derer, welche
darinnen die Mauer schlagen mussten. Weil sich diese Maschine
aber sehr langsam fortbewegte, nannte er sie die Sturmbock
Schildkröte —testudo arietaria.
Diess waren die allerersten Staffeln der Erfindung solcher Art
von Maschinen.
Als nachmals Philipp, des Amyntas Sohn, Byzanz bela¬
gerte, erfand Polyidus, ein Thessalier, ihrer mehrere und leichtere
Gattungen. Schüler desselben waren Diades und Chereas, wel¬
tie
che unter Alexander dienten.
Diades nennt in seinen Schriften als eigene Erfindungen:
Erstlich bewegliche Thürme —turres ambulatoriae, — welche
auch auseinander genommen und mit dem Heere fortgeführt wer¬
den konnten. Ferner den Mauerbohrer —terebra; — die Steig
maschine — ascendens machina,— vermittelst welcher man gera¬
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