M. VITRUVIUS P. BAUKUNST.
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VIERTES KAPITEL
Noch ein anderes Hebezeug
Kommen bey einem Baue an Grösse und Gewicht Riesenlasten
— colossicotera onera — vor, so darf man sich dazu des Haspels nicht
bedienen; sondern, gleichwie sich der Haspel auf den Zapfenlagern
— chelonia — bewegt, so lasse man darauf eine Welle — axis,
welche im Mittel mit einer grossen Scheibe —tympanum, — von
einigen Rad — rota, — von den Griechen aber auciogis oder regi
rooxov genannt versehen ist, laufen. Auch werden bey dieser
Maschine die Kloben anders, als bey den vorhergehenden, einge¬
richtet: Sie haben nehmlich, sowohl unten 5) als oben, doppelte
Reihen Rollen; dabey wird das Zugseil durch das Gehänge oder
den Ring — foramen — des untersten Klobens dergestalt hindurch
gezogen, dass dessen beyde Enden, wenn es angespannt wird, gleich
seyn; und mit einem kleinen Stricke —resticula — wird es alsdann
so dicht und fest hier zunächst dem untersten Kloben angebunden,
dass es weder zur Rechten noch zur Linken weichen kann. Dar¬
auf werden die beyden Enden aufwärts, und von aufsenher über
die untersten Rollen des obersten Klobens gezogen; gehen wieder
niederwärts, und von innenher über die Rollen des untersten Klo¬
bens; wieder aufwärts und oben rechts und links von aufsenher
5) Aus dem Folgenden erhellt, daßs im untersten Kloben nur Eine Reihe Ro¬
len nöthig ist. Es hat sich also entweder Vitruv hier unrichtig ausgedrückt, oder
es ist die gewöhnliche Leseart falsch. Auch finde ich die doppelte Reihe Rollen
im untersten Kloben weder im Ruscoui, noch Perrault, noch Galiani ver¬
zeichnet.