Full text: Zweyter Band (2)

M. VITRUVIUS P. BAUKUNST. 
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zu derselben hin. Indem er nun also, nach der Sonnenscheibe hin- 
gerichtet, über sich schaue, so sey dessen untere, lichtlose Hälfte, 
wegen der Ähnlichkeit mit der Luft, unsichtbar; weil, da er senk¬ 
recht unter den Sonnenstrahlen stehe, alles Licht sich bloss auf die 
obere Halbkugel einschränke. Diefs nenne man Neumond — luna 
prima.— Entferne er sich wieder von der Sonne gegen Morgen, 
so verliere sich allgemach die Wirkung derselben, und er fange an 
den alleräufsersten Theil seiner hellen Seite, gleich einer höchst fei¬ 
nen Linie, der Erde zu zeigen; alsdann heisse er der zweyte 
Mond — luna secunda — und, bey täglich je weiter fortgehender 
Wendung, so fort von Tage zu Tage der dritte und vierte 
Mond — tertia et quarta luxa, — bis hin zum siebenten Tage, da 
die Sonne im Abend, der Mond aber zwischen Morgen und Abend 
im Mittel des Himmels — also um die Hälfte des Himmels von der 
Sonne entfernt stehe und genau die Hälfte seiner hellen Seite der 
Erde zukehre. Liege aber der ganze Weltraum zwischen Sonne und 
Mond; und blicke die Sonne in Westen bey ihrem Untergange nach 
dem aufgehenden Monde zurück: dann habe diese, wegen dessen zu 
grolser Entfernung von ihren Strahlen den Einfluss auf ihn verlo¬ 
ren; und am vierzehnten Tage leuchte seine ganze kreisrunde helle 
Seite auf die Erde hernieder. Die übrigen Tage nehme dessen helle 
Scheibe täglich, bis zur Vollendung des periodischen Monats, vermit¬ 
telst seiner Umdrehung und seines von neuem nach der Sonne hin¬ 
gezogenen Laufs wieder ab; und so bestimme der Wechsel seines 
Lichts die Zahl der Tage eines Monats. 
Der Mathematiker Aristarchus*) von Samos hingegen führt 
mit grofsem Scharfsinne in seiner Theorie über denselben Gegenstand 
folgende Gründe des Mondwechsels an: 
t) Siche von ihm unten Anmerkung t)
	        
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