M. VITRUVIUS P. BAUKUNST.
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gemischt und besprengt, damit es sich klümpère — conglomerari;
darauf macht man daraus mit den Händen Bälle — pila— und drück
diese so fest, dass sie bald trocken werden; sobald sie aber trocken
sind, thut man sie in einen irdenen Krug — urceus— und setzt diesen
Krug in einen Ofen. Hier wird Kupfer und Sand von der Gewalt
des Feuers so durchglühet, dass sie sich verglasen — cogresceré,
indem sie gegenseitig sich ihre Feuchtigkeit mittheilen und ihre Selbst¬
ständigkeit ablegen, und, nachdem also durch die gewaltige Hitze ihre
eigenen Bestandtheile verzehrt worden, *) zur Blaufarbe oder
Schmalte werden.
Den gebrannten Zinnober, der sehr zur Bekleidung benutzt
wird, bereitet man folgendermassen: Man lässt ein Stück guten Zinno¬
bers im Feuer glühend werden, kühlt es mit Weinessig ab, und so¬
fort ist es in Pupurfarbe verwandelt.
ZWÖLFTES KAPITEL.
Bleyweils — cerusc.— Grünspan — aerugo — und künstlicher Sanda
rach, d. i. Mennig — sandaracha, i. e. factitia.
Es ist hier der Ort von Zubereitung des Bleyweifses und des
Kupferrofts — aerugo, — den wir Grünspan — aeruca — nen¬
lien, zu handeln.
Die Rhodier stecken Reisholz in Fässer, auf deren Boden sie
Essig giessen; legen auf das Reisholz Bleymassen — plumbea masca,
9) Da corfecta, welches im Lateinischen steht, sich auf nichts bezieht, und keinen
Sinn giebt: So lese ich confectis, und stelle so Sinn und Construction wieder her.