FUNFTES EUCH. X KAPITEL.
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fenheit dieses verhindern, so muss es wenigstens vom Mittage her
geschehen, weil die gewöhnliche Badezeit von Mittag bis Abend ist.
dischem Marmor eingelegt ist: nicht allenthalben sich künstliche, der Malerey ähnliche
Einfassungen umher ziehen: nicht das Gewölbe mit Spiegeln überlegt ist: nicht der
Thasische Stein, der sonst nur als eine Seltenheit zur Schau in Tempeln aufbewahrt
wurde, die Bassins einfafst, welche den durch vieles Schwitzen erschöpften Körper
aufnehmen: nicht durch silberne Hähne das Wasser hereinfliefst. Gleichwohl ist nur
noch von den Volksbadestuben die Rede: ich geschweige der Badezimmer der Freyge¬
lassenen; denn, welch' eine Menge Statüen giebt es da nicht! welch' eine Menge nichts¬
tragender Säulen, die zum Zierrathe, des Aufwandes wegen, da stehen! welch eine Menge
Wasser, das stufenweis mit Geräusch herabfällt! So hoch ist hier die Uppigkeit gestiegen,
dass man weiter auf nichts, denn auf Gemmen treten will.
„In diesem Bade des Scipio sind ganz kleine — Ritzen möchte ich eher sagen,
als — Fenster in die steinerne Mauer gehauen, um, ohne Nachtheil des Schutzes, das
Licht hinein zu lassen. Heut zu Tage nennt man dagegen ein Bad einen Mottenwin¬
kel, wenn es nicht so eingerichtet ist, dass den ganzen Tag über die Sonne durch sehr
grosse Fenster hinein scheint, und man nicht allein gleich während des Badens ge¬
färbt wird, sondern auch von der Badewanne aus, Meer und Land übersehen kann.
Bäder also, welche bey ihrer Einweihung Zulauf und Bewunderung erregten, werden
itzt unter die altmodigen gezählt; da der Luxus durch seine neuen Erfindungen immer
wieder die alten verdrängt.
„Ehemals gab es nur wenige Bäder, und ganz ohne alle Verzierungen. Wozu
hätte man auch eine Sache verzieren sollen, wofür nicht mehr als ein Dreyer gezahit
Wurde? und die nur zum Nutzen, nicht aber zum Vergnügen erfunden worden war:
Auch wurde das Wasser nicht nachgefüllt, noch lief immer frisches wie aus einer
warmen Quelle hinzu: Man liefs sich nicht einfallen, dass, um seinen Schmutz darin
abzulegen, helles klares Wasser erforderlich sey. Dafür, Gott! weleh eine Wonne
musste es seyn, in jene dunkelen, mit schlechter Bekleidung überzogenen Bäder einzu¬
sehen, von welchen man wusste, das der Adil Cato, oder Fabius Maximus,
oder der Cornelier Einer, sie für uns mit eigener Hand geheitzt hatte! Denn jenen
edelen Männern hiels es auch Pficht des Adils, diese Orter, worin das Volk zusammen
kam, zu besuchen und darin Reinlichkeit und eine zuträgliche, gesunde Wärme zu ver¬
anstalten; nicht aber jene Hitze, welche itzt Mode ist, und einer Chut gleicht; denn
einen irgend eines Verbrechens überführten Sklaven dürfte man nur in ein solches
Bad schicken, und er wäre bestraft ! so ganz gleichbedeutend ist anitzt Wärme und Hlitze
des Bades. — Wie mancher würde bey alle dem heut zu Tage den Scipio zu einem