ZWEYTES BUCH. IX. KAPITEL.
99
ungleichartige Eigenschaften; denn die Eiche taugt nicht zu dem,
wozu die Tanne, noch die Cypresse zu dem, wozu die Ulme, und
so weiter mit den übrigen allen. Sie sind sammt und sonders in
ihrem Wesen von einander unterschieden, weil sie aus besonderen
Bestandtheilen zusammengesetzt sind; daher denn die Einen, vermöge
ihrer eigenthümlichen Beschaffenheit, zu diesem, die Anderen zu jenem
Gebrauche vorzüglich geschickt sind.
Die Tanne — abies — enthält viel Luft und Feuer, aber wenig
Wasser und Erde. Sie besteht aus leichter Masse und ist also nicht
von grossem Gewicht. Von Natur straff, biegt sie nicht leicht unter
der Last, sondern bleibt gerade in den Fussböden der Gestöcke — con¬
tignatio. — Inzwischen, des vielen Feuers wegen, so sie enthält,
erzeugt und ernährt sie den Holzwurm — termes, — der sie zernagt.
Auch ist sie sehr entzündbar, weil die darin befindliche dünne Luft
leicht Feuer fängt und dann eine sehr starke Flamme giebt. *) Unter¬
halb, zunächst dem Boden, ist sie ohne Knorren, ganz glatt, weil sie
vermittelst der Wurzeln die Feuchtigkeit unmittelbar aus der Erde
erhält: Oberhalb aber treibt sie, der heftigen Hitze wegen, viel Knor¬
ren und Äste. Ohngefähr in der Höhe von zwanzig Fuss abgeschnit¬
ten und behauen, wird dieser abgeschnittene obere Theil das Knor¬
renstück — fusterna, — der übrige untere Stamm aber das Saft¬
stück — sappinus *) — genannt. Letzteres wird, wenn es gefallt
worden, in vier Klüfte getheilt — quadrifluviis disparatur, — der
c) Die hier im Texte befindlichen Worte antequam est incisa, d. i. bevor sie einge¬
kerbt ist — lasse ich weg; weil sie nicht allein ganz überflissig sind; sondern auch
noch Verwirrung machen.
d) Also lese ich mit Nowton anstatt sapinea. Sappinus kommt oben Buch I.
Kap. 2. vor.
13
V. L. B.