M. VITRUVIUS P. BAUKUNST.
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welche von Steinen aus diesen Brüchen verfertiget sind. Es giebt
darin vortrefflich gearbeitete grosse und kleine Bildsäulen, auch zier¬
lich geschnitzte Blumen und Acanthus, welche, so alt sie auch sind,
dennoch so neu aussehen, als ob sie nur eben erst fertig geworden
wären. Ingleichen bedienen sich auch die Meister im Guls — fabri
derarii — der Steine aus diesen Brüchen zu Formen beym Guls in
Erz, und finden sie dazu ungemein brauchbar. Brâche man diese
Steine in der Nachbarschaft von Rom, so verdienten sie, dass man
alle Gebäude davon aufführte. Da man aber, der Nähe wegen, ge-
zwungen ist, aus den rothen, den Alliensischen und den anderen
Steinbrüchen, welche ganz nahe bey Rom liegen, zu bauen; so muls
man wenigstens, zur Vermeidung aller Gefahr, sich folgender Vörsicht
dabey bedienen. Man breche die Steine zwey Jahre zuvor, ehe der
Bau angeht, aber nicht im Winter, sondern im Sommer, und lasse
sie im Freyen liegen. Diejenigen, welche nach Verlauf dieser zwey
Jahre vom Wetter gelitten haben, werfe man in den Grund; die
übrigen aber, welche unversehrt geblieben sind und die Probe gehal¬
ten haben, nehme man zum Baue über der Erde. Diess ist nicht
allein in Ansehung der Quadern, sondern auch der Bruchsteine zu
beobachten.