ZWEYTES BUCH. VI. KAPITEL.
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ten sich durch die Zwischenräume der Erdadern — intervenia
und machen das Erdreich, indem sie es ausdörren, ganz leicht; auch
ist der daselbst befindliche Tofstein — tophus — aussaugend und
ohne alle Feuchtigkeit. Indem man nun drey Sachen, ") welche auf
gleiche Weise durch die Heftigkeit des Feuers gebildet worden sind,
zusammén mischt und Wasser hinzu thut; so vereinigen sie sich mit
einander und werden schnell, vermittelst der Feuchtigkeit so hart
und fest, dass weder Flut, noch sonst des Wassers Gewalt sie zu
trennen vermag.
Dals wirklich unterirdisches Feuer an den erwähnten Orten
vorhanden sey, beweisen die Höhlen in dem Gebirge bey Cuma
und Bajä, welche zu Schwitzbädern — sudatio — dienen. Der heisse
Dampf in denselben entsteht im Innern der Erde, durchdringt die¬
selbe vermöge der Gewalt des Feuers, steigt hier aus dem Boden auf,
und verursacht also die höchst nützlichen Schweifsbäder. Ingleichen
erzälilt man, dass vor Alters im Berge Vesuv die Feuermaterie so
sehr zugenommen habe, dass sie in Fülle übergelaufen sey, und die
umliegenden Gegenden überströmt habe; daher auch der schwammige
so genannte Pompejanische Bimsstein — spongia sive pumex Pom¬
pejanus, — der ursprünglich eine andere Steinart ist, durch das Feuer
gegenwärtige Beschaffenheit erhalten zu haben scheint; denn man
findet besagten Bimsstein nicht aller Orten, sondern blofs noch um
den Atna, um die Hügel in Mysien, welche die Griechen Kata¬
kekaumenoi *) d.i. die Unterbrannten nennen, und in Gegenden
von ähnlicher Beschaffenheit.
u) Nehmlich Kalk, Puzzolanerde und Tofstein.
x) Dieser Strich Landes liegt über, oder im Osten von Philadelphia. Einige rech¬
neten ihn zu Mysien, andere zu Mäonien, oder Lydien. „Siche davon Chand-
lers Reise in Klein-Asien, Kap. 73.